Übersicht
Das Hamburger Modell der Sexualtherapie wurde bis zum Anfang der 1980er-Jahre in einer
Reihe von Studien evaluiert. Bei den „klassischen“ sexuellen Funktionsstörungen (Orgasmusstörung,
Vaginismus, Erektionsstörung, vorzeitiger Samenerguss) wurden Response-Raten von 75
bis 80 % erreicht. Später wurde die Indikation auf die sexuelle Lustlosigkeit (SLL)
ausgeweitet, jedoch lagen hierzu bislang keine systematischen Untersuchungen vor.
In der vorliegenden Studie wurden insgesamt 91 Paarbehandlungen ausgewertet, die zwischen
1995 und 2011 am Institut für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie als Intensivtherapien
durchgeführt wurden (drei Wochen mit täglichen Sitzungen). In die Auswertungen gingen
Fremd- und Selbstbeurteilungen ein, die unmittelbar vor Beginn und nach Abschluss
der Behandlung sowie drei Monate und ca. eineinhalb Jahre nach Behandlungsende gesammelt
wurden. Bei den „klassischen“ Funktionsstörungen ergaben sich ähnliche Ergebnisse
wie in früheren Studien. Frauen mit SLL zeigten im Vergleich mit Frauen mit Vaginismus
in den Katamnesen schlechtere Ergebnisse hinsichtlich der sexuellen Zufriedenheit
und der Koitushäufigkeit. Dieses Ergebnis stellt das bisherige therapeutische Vorgehen
nach dem Hamburger Modell bei Frauen mit SLL infrage.
Schlüsselwörter
Evaluation - Intensivtherapie - Hamburger Modell - sexuelle Lustlosigkeit