Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - A43
DOI: 10.1055/s-0034-1376503

Schnellwachsender fetaler Halstumor – Fallvorstellung

A Fiedler 1, D Schlembach 1, R Fröber 2, E Schleußner 1
  • 1Universitätsfrauenklinik Jena, Abt. Geburtshilfe
  • 2Institut für Anatomie der FSU Jena

Einleitung:

Teratome sind die häufigsten schnellwachsenenden fetalen Tumoren. Sie sind um die fetale Wirbelsäule lokalisiert und überwiegend im sacrococcealen Bereich zu finden. Selten können sie auch im Halsbereich des Feten lokalisiert sein. Differentialdiagnostisch sind Hämangiome, Neuroblastome und fetale Zysten in Betracht zu ziehen.

Fallvorstellung:

Wir sahen eine Patientin (G2, P1) in der 23+3 SSW mit einem linksseitigen fetalen Halstumor. Die echogene Tumorstruktur implizierte einen überwiegend soliden Tumor mit ausgeprägtem Vaskularisationsnachweis. 2 Wochen zuvor war eine differenzierte Organfeindiagnostik erfolgt, die keine auffälligen Befunde am Feten ergab. Somit musste von einem rapide wachsenden fetalen Prozess ausgegangen werden. Es wurde die Verdachtsdiagnose eines fetalen Halsteratoms gestellt.

Im Verlauf kam es zu weiterem Wachstum des fetalen Tumors mit „Steal-Phänomen“ und beginnender kardiovaskulärer Dekompensation des Feten. Die Schwangerschaft wurde zusätzlich durch eine starke vaginale, transfusionspflichtige Blutung der Mutter kompliziert, so dass die Schwangerschaft in der 23+5 SSW aus mütterlichen Gründen nach perinatologischem Konsil terminiert werden musste. Es wurde nach ausführlicher Beratung mit den Neonatologen und Kinderchirurgen von den Eltern keine „intensive care“ für das Kind gewünscht.

Die paidopathologische Untersuchung des Feten ergab ein infantiles Hämangiom mit soliden septalen Strukturen.

Schlussfolgerung:

Trotzdem Teratome die Gruppe der häufigsten Tumoren im Fetus bilden, sollten in der Pränataldiagnostik differentialdiagnostisch andere Tumorentitäten in Betracht gezogen werden. Die Schwangerschaftsbeendigung an der Grenze der fetalen Lebensfähigkeit erfordert immer einen interdiziplinären Konsens.