Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - A37
DOI: 10.1055/s-0034-1376497

ERCC1-positive zirkulierende Tumorzellen im Blut von Ovarialkarzinompatientinnen als neuer prädiktiver Biomarker für Platinresistenz

JD Kuhlmann 1, A Bankfalvi 2, T Keller 3, S Schöler 2, B Aktas 4, P Buderath 4, S Hauch 5, R Kimmig 4, S Kasimir-Bauer 4, P Wimberger 1
  • 1Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Dresden
  • 2Institut für Pathologie und Neuropathologie, Universitätsklinikum Essen
  • 3Acomed Statistics, Leipzig
  • 4Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Essen
  • 5Adnagen AG, Langenhagen

Fragestellung:

Die Identifikation eines blutbasierten Biomarkers zur Prädiktion einer Platinresistenz ovarieller Karzinome ist äußerst wünschenswert. In diesem Zusammenhang wurde die Expression der ERCC1-Endonuklease bislang als möglicher Biomarker für Platinresistenz diskutiert, jedoch wurde kürzlich gezeigt, dass die immunhistochemische ERCC1-Detektion im Primärtumor klinisch nicht informativ ist. Wir konnten bereits die prognostische Relevanz zirkulierender Tumorzellen (CTC) im Blut von Ovarialkarzinompatientinnen zeigen. Basierend auf der Hypothese, dass der beobachtete negativ-prognostische Einfluss von CTC möglicherweise mit einem platineresistenzassoziierten Phänotyp dieser Zellen korreliert, war Ziel der vorliegenden Studie, die klinischen Relevanz von ERCC1-exprimierenden CTC hinsichtlich der Prädiktion einer Platinresistenz zu beurteilen.

Methodik:

In präoperativen Blutproben (n = 143) erfolgte eine immunomagnetische CTC-Anreicherung durch die epithelialen Epitope GA733 – 2 (EpCAM) und MUCIN-1. Daraufhin erfolgte eine Multiplex-RT-PCR zum Nachweis der epithelialen tumorassoziierten Transkripte GA733 – 2 (EpCAM), MUC-1 oder CA-125 (AdnaTest OvarianCancer), bzw. zusätzlich eine separate Singleplex-Reaktion zum Nachweis von ERCC1-Transkripten. Der ERCC1-Expressionsstatus im primären Tumorgewebe (n = 188) wurde mittels Immunhistochemie bestimmt (Antikörper 8F1).

Ergebnis: Die Präsenz von ERCC1+CTC zum Zeitpunkt der Primärdiagnose wurde bei 8% der Patientinnen beobachtet und korrelierte signifikant mit einem verkürzten progressionsfreiem Überleben (PFS) sowie Gesamtüberleben (OS, p = 0,035 bzw. p = 0,037). ERCC1+CTC erwiesen sich ferner als unabhängiger Prädiktor für ein verkürztes PFS (p = 0,007), sowie für das Vorliegen einer Platinresistenz (p = 0,012). Die ERCC1-Expression im korrespondierenden Primärtumorgewebe hingegen war klinisch nicht informativ und korrelierte weder mit Prognose noch mit Platinresistenz.

Schlussfolgerung:

Die aktuelle Studie beschreibt erstmalig einen molekularen blutbasierten Biomarker zur Prädiktion einer Platinresistenz beim Ovarialkarzinom. In diesem Zusammenhang bietet die Detektion von ERCC1+CTC im Rahmen einer “Real-Time-Liquid-Biopsy” eine vielversprechende Alternative zu der bislang kontrovers diskutierten ERCC1-Detektion im primären Tumorgewebe.