Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - A32
DOI: 10.1055/s-0034-1376492

Bedeutung des Sicherheitsabstands der Tumorresektion beim Vulvakarzinom – eine retrospektive monozentrische Analyse 1999 bis 2013

A Müller 1, K Peitek 1, HG Strauss 1, E Kantelhardt 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Gynäkologie – Universitäts-Klinikum Halle/Saale

Fragestellung:

Nach den derzeitig gültigen S2k-Leitlinien der AGO der Deutschen Krebsgesellschaft e.V. sollte das Ziel der Operation beim Vulvakarzinom die R0-Resektion des Tumors mit allseits 10 mm gesundem Randsaum sein.

Methodik:

Wir untersuchten 99 Plattenepithelkarzinome der Vulva FIGO I bis III ohne Fernmetastasierung, die im Zeitraum von 1999 bis 2013 am Universitäts-Klinikum Halle/Saale primär operativ therapiert wurden, mit der Fragestellung, ob die Einhaltung des Sicherheitsabstands bei der Resektion des Tumors ≥10 mm eine Bedeutung für das ereignisfreie oder tumorspezifische Gesamt-Überleben hat. pN0- und pN+-Fälle wurden separat betrachtet. 32 der 38 nodalpositiven Tumoren wurden adjuvant radio- oder radiochemotherapiert.

Ergebnisse:

Von 61 nodalnegativen Tumoren wurden 29 mit einem Sicherheitsabstand ≥10 mm im Gesunden reseziert, 28 mit einem tumorfreien Randsaum < 10 mm, aber im Gesunden (R0).

Nur bei den mit einem Sicherheitsabstand ≥10 mm operierten pN0-Fällen traten im Nachbeobachtungszeitraum 2 Leisten-Rezidive auf; in der nodalnegativen Gruppe mit einem geringeren Sicherheitsabstand als 10 mm wurde kein Leisten-Rezidiv beobachtet.

Die Lokalrezidivrate im Vulvabereich war in der Gruppe (pN0) mit Sicherheitsabstand < 10 mm etwas höher (21.4% vs. 13.8%).

Unter 38 nodalpositiven Tumoren wurden 15 mit einem Sicherheitsabstand ≥10 mm reseziert; bei 17 Fällen erfolgte die R0-Resektion mit geringerem tumorfreien Randsaum als 10 mm.

Es fanden sich außerdem 4 pN0- und 6 pN+-Fälle mit einer R1-Resektion, von letzteren erhielten 5 eine adjuvante Radio- oder Radiochemotherapie mit Vulvafeld.

Nach einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 34.4 Monaten (Bereich 2 – 86 Monate) ergab sich weder bei den nodalnegativen noch bei den nodalpositiven Karzinomen ein Vorteil im ereignisfreien Überleben oder tumorspezifischen Gesamt-Überleben, wenn der Tumor ≥10 mm im Gesunden entfernt wurde, verglichen mit den übrigen R0-resezierten Tumoren. Dies war sowohl in einer univariaten als auch in der multivariaten Analyse, adjustiert auf Alter, FIGO-Stadium und Grading, zu sehen.

6 der 10 R1-resezierten Fälle sind im Nachbeobachtungszeitraum an der Tumorerkrankung verstorben.

Schlussfolgerung:

Die Resektion des Tumors mit einem Sicherheitsabstand von allseits mindestens 10 mm hat keinen Einfluss auf das ereignisfreie oder Gesamtüberleben in unserem Patientenkollektiv. Allerdings ist die Lokalrezidivrate im Vulvabereich geringfügig erhöht, wenn mit geringerem Sicherheitsabstand als 10 mm operiert wurde. Eine R0-Resektion des Karzinoms ist allerdings unumstritten erforderlich.