Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - A26
DOI: 10.1055/s-0034-1376486

GerOSS (German Obstetric Surveillance System): Projekt zu seltenen Komplikationen in der Geburtshilfe

S Berlage 1, S Grüßner 2, F Kainer 3, HGB Franz 4
  • 1Zentrum für Qualität und Management im Gesundheitswesen, Einrichtung der Ärztekammer Niedersachsen, Hannover
  • 2Grüßner S., Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Universitätsklinikum Frankfurt am Main
  • 3Kainer F., Abteilung für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Klinik Hallerwiese, Diakonie Neuendettelsau
  • 4Franz H.G.B., Frauenklinik, Klinikum Braunschweig

Fragestellung:

Seltene Erkrankungen in der Schwangerschaft und schwere Geburtskomplikationen stellen an die Geburtshilfe erhöhte Anforderungen. Ob und inwieweit diese Ereignisse durch den Anstieg des Schwangerenalters, Adipositas und die ansteigende Sectiorate beeinflusst werden, ist Fragestellung im GerOSS Projekt. Ziel ist es, Erkenntnisse zur besseren Versorgung dieser Fälle zu gewinnen, Präventionsstrategien zu entwickeln und Inzidenzen auf einer größeren Datenbasis zu berechnen.

Methodik:

Im GerOSS Projekt werden seltene Ereignisse über einen Zeitraum von 2 – 3 Jahren zentral erfasst und auf einer größeren Datenbasis durch nationale und internationale Zusammenarbeit analysiert. Die freiwillig teilnehmenden Frauenkliniken melden und erfassen vollständig und internetbasiert jeden dieser Fälle. Eine detaillierte Fallanalyse erfolgt auf anonymer Basis und ergänzt die quantitativen Auswertungen. Die zeitliche Abfolge von Maßnahmen und das Behandlungsmanagement können beurteilt werden.

Ergebnisse:

Seit 2010 sind im GerOSS-Projekt ca. 800 Fälle von insgesamt 140 Frauenkliniken in Niedersachsen (NDS), Bayern (BAY) und Berlin (BER) erfasst. Ein internationaler Vergleich von Ergebnissen ergab beispielsweise für peripartale Hysterektomien (PHE) eine Inzidenz in NDS von 5,2:10.000. Damit liegt NDS im Vergleich mit fünf weiteren europäischen Ländern an zweithöchster Stelle. Bei den untersuchten Eklampsien hatten 37% der Schwangeren 2 – 3 Anfälle und bei 62% trat die Eklampsie stationär auf. In 38% kam es zur Frühgeburt. Die Inzidenz einer Uterusruptur (UR) liegt in NDS bei 1,4:1.000 Fällen. 36% der Schwangeren mit UR sin 35 Jahre und älter (im Vergleich Niedersächsische Perinatalerhebung 22,7%). 95,4% sind Mehrgebärende und davon 73,8% Zweitpara. 91,5% der 228 Mehrgebärenden hatten vor diesem Ereignis eine Sectio.

Schlussfolgerung:

Mit dem neuen Ansatz soll auf die beschriebenen Veränderungen zeitnah und gezielt reagiert werden und es sollen Lösungsansätze und Handlungsoptionen/Empfehlungen erarbeitet, diskutiert und für alle an der Versorgung Beteiligten zur Verfügung gestellt werden. Mittels der Internetplattform GerOSS können neue Erkenntnisse schneller bekannt gemacht werden und Kliniken erhalten ein Feedback zu Ihren dokumentierten Fällen. INOSS (International Network of Survey Systems) bietet darüber hinaus den internationalen Vergleich der Ergebnisse.