Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - A21
DOI: 10.1055/s-0034-1376481

Maternale Morbidität und Mortalität bei hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen

F Dunkel 1, P Wimberger 1, R Lachmann 1
  • 1Universitätsklinikum Carl-Gustav-Carus Dresden

Fragestellung:

Evaluation der maternalen Charakteristika bei Schwangeren mit einer hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen im Universitätsfrauenklinikum Dresden.

Methoden:

Retrospektive Analyse aller Entbindungen und deren Charakteristika im Perinatalzentrum Level 1 UFK Dresden im Zeitraum 2003 – 2012. 1168 Frauen wurden nach Diagnosesicherung analysiert und in diese Studie mit einbezogen.

Ergebnisse:

Die Gesamtgeburtenzahl im genannten Zeitraum betrug im Universitätsklinikum Dresden 17021. Davon haben 394 Frauen mit schwangerschaftsinduzierter Hypertonie (= SIH, 2,3%) und 480 Patientinnen mit Präeklampsie (= PE, 2,8%) entbunden. Die Präeklampsiepatientinnen wurden in drei Untergruppen aufgeteilt: Early onset PE = EOP, Entbindung vor der 34. SSW (n = 212), intermediate PE = IOP, Entbindung zwischen 34. und 37. SSW (n = 153) und late onset PE = LOP, Entbindung nach der 37. SSW (n = 113). Insgesamt befanden sich 69 Zwillingsschwangerschaften und drei Drillingsschwangerschaften in der beobachteten Studiengruppe. Ein HELLP-Syndrom trat im Falle einer EOP in 118 (= 55,7%) Fällen auf, bei IOP in 50 (= 32,8%) und LOP in 17 Fällen (= 20,5%) auf. In 83 Fällen trat das HELLP ohne weitere Zeichen einer PE auf. 7 Fälle wurden durch das Auftreten einer Eklampsie kompliziert. Davon in 4 Fällen bei EOP. In 20 Schwangerschaften trat eine vorzeitige Plazentalösung auf. Hierbei nimmt die Gruppe der Patientinnen mit reiner präexistenter Hypertonie (n = 6) den größten Anteil ein.

In 8 Fällen lag ein systemischer Lupus erythematodes vor.

Insgesamt 377 Patientinnen waren adipös. Hierbei nimmt den größten Anteil Patientinnen mit SIH (n = 139) und präexistenter Hypertonie (n = 130) ein. Lediglich 43 Frauen mit EOP, 35 EOP und 22 mit LOP waren adipös.

Eine Nierenerkrankung bestand in 14 Fällen von EOP, 5 Fällen von IOP und 3 Fällen von LOP. Ein zusätzlicher Diabetes mellitus trat in 106 Fällen von PE, 95 Fällen von präexistenter Hypertonie und 60 Fällen von SIH auf.

Die Kaiserschnittrate verhält sich umgekehrt proportional zur Schwangerschaftswoche. 209 von 212 Patientinnen mit EOP, 140 von 153 mit IOP und 33 von 113 mit LOP wurden per Kaiserschnitt entbunden.

Insgesamt eine Patientin des gesamten Kollektivs mit SIH verstarb aufgrund eines rupturierten Aortenaneurysmas.

Diskussion:

Angesichts des Komplikationsspektrums mit weitgehenden Risiken auch für die Schwangere stellt sich die Frage, ob Screening auf Präeklampsie mit 11 – 13, 20 – 22 und 30 – 33 SSW unter unabhängiger Qualitätskontrolle zum Beispiel nach den Kriterien der Fetal Medicine Foundation in die Schwangerenvorsorge implementiert werden sollte (Poon et al. 2010, Lachmann et al. 2013a, Lachmann et al. 2013b)

Literatur:

[1] Baschat AA, Cosmi E, Bilardo CM Predictors of neonatal outcome in early-onset placental dysfunction, Obstet Gynecol. 2007 Feb.

[2] Lachmann R, Schlembach D. Präeklampsiescreening. Prädiktion und Prävention im 1., 2. und 3. Trimenon. Frauenarzt 2013; 4:326 – 331

[3] Lachmann R, Schleussner E. Frühgeburt, Prädiktion, Prävention und Diagnostik. Gynakol Gebh 2013; 18 (4) 32 – 38

[4] Poon LC, Akolekar R, Lachmann R, Beta J, Nicolaides KH. Hypertensive disorders in pregnancy: screening by biophysical and biochemical markers at 11 – 13 weeks. Ultrasound Obstet Gynecol. 2010; 35: 662 – 670