Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - A15
DOI: 10.1055/s-0034-1376475

Schwangerschaft nach Kryo-Embryonentransfer bei zuvor hypothyreoter Stoffwechsellage während Stimulationsbehandlung

C Reisenbüchler 1, M Goeckenjan 1, J Zimmermann 1, P Wimberger 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus – Dresden

Einleitung:

Schilddrüsenhormone stehen mit den Sexualhormonen in ständigem Austausch. Hyper- oder Hypothyreose können das Gleichgewicht der Sexualhormone stören und zu Problemen wie Ovulationsstörungen, Corpus luteum-Insuffizienz, unregelmäßigen Monatsblutungen, Infertilität und durch Wechselwirkung mit Prolaktin zu einer Galaktorrhoe führen. Auch bei Eintritt einer Schwangerschaft kann es zu häufiger zu Abortneigung, Frühgeburtsbestrebungen und andere Schwangerschaftskomplikationen kommen.

Im Rahmen von reproduktionsmedizinischen Maßnahmen werden TSH-Werte um 0,5 – 2,5 mU/l angestrebt, um optimale Konzeptionsbedingungen zu schaffen.

Fallbericht:

Wir berichten über ein Ehepaar mit primärer Infertilität und Kinderwunsch seit 4 Jahren, bei dem aufgrund männlicher Subfertilität, die Indikation zur intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) gestellt wurde. Die Ehefrau wies normale Werte für Östradiol, FSH, LH, Prolaktin und Androgene sowie einen ovulatorischen Zyklus auf. Auffällig war jedoch der initial erhöhte TSH-Wert von 4,9 mU/l mit einer linksseitigen Schildrüsenvergrößerung.

Nach interdisziplinärer Mitbetreuung durch die Chirurgie wurde eine Autoimmunthyreoiditis diagnostiziert und aufgrund warmer und kalter Knoten in der SD-Szintigrafie eine subtotale Thyreoidektomie durchgeführt. Medikamentös wurde die Patientin auf L-Thyroxin eingestellt und hatte vor Beginn der Kinderwunschbehandlungen einen TSH-Wert unter 2,5 mU/l.

Im gesamten Behandlungszeitraum führten wir 2 ICSI-Behandlungen im Antagonistenprotokoll sowie einen Kryo-Embryonentransfer durch.

Im Rahmen der ersten ICSI fiel 6 Tage nach Follikelpunktion ein deutlicher TSH-Anstieg bis 8,1 mU/l auf, der sich jedoch im weiteren Verlauf normalisierte. Auch während der 2. ICSI-Behandlung stieg der TSH-Wert während der kontrollierten ovariellen Überstimulation in hypothyreote Bereiche an (5,5 mU/l).

Bei beiden ICSI-Behandlungen trat keine Schwangerschaft ein, sodass nach der 2. ICSI ein Kryo-Embryonentransfer im Spontanzyklus geplant wurde. Der TSH-Kontrollwert lag bei diesem Versuch 5 Tage vor dem Embryotransfer bei 0,14 mU/l und veränderte sich nur gering bei weiteren Kontrollen. Es wurden 2 Embryonen transferiert. Im weiteren Verlauf stellte sich eine intakte Geminischwangerschaft heraus.

Schlussfolgerung:

Studien zufolge führt eine kontrollierte ovarielle Überstimulation zu signifikanten TSH-Anstiegen, besonders bei Patientinnen mit einer präexistenten Hypothyreose im Rahmen reproduktionsmedizinischer Maßnahmen (Gracia et al. 2012). Diese TSH-Erhöhung konnten wir in unserem Fall bestätigen. In beiden ICSI-Therapien bestanden vorher euthyreote TSH-Werte. Es trat jedoch keine Schwangerschaft ein.

Im darauffolgenden erfolgreichen Kryo-Embryotransfer bestand präkonzeptionell eine latente Hyperthyreose. Es ist zu diskutieren, ob die hypothyreote Stoffwechsellage während der kontrollierten ovariellen Überstimulation zu schlechterem Ansprechen und geringeren Chancen einer Implantation geführt haben. Erst durch Embryotransfer im Spontanzyklus ohne Stimulationsbehandlung mit niedrigen TSH-Spiegeln ist es zu einer Schwangerschaft gekommen.