Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - A12
DOI: 10.1055/s-0034-1376472

Die vaginale Sakrokolporektopexie zur Behandlung von Descensuszuständen des zentralen Kompartiments: prospektive Evaluierung der perioperativen Erfahrungen aus 101 Fällen

H Hertel 1, S Kotsis 1, S Grüßner 1, P Hillemanns 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Hannover, Germany

Fragestellung:

Als Alternative zur sakrospinalen Fixation, laparoskopischer und offener Vaginosakropexie stellt die vaginale Sakrokolporektopexie eine Alternative für Patientinnen mit zentralen Beckenbodendefekt dar. Wir führten diese vaginale Operation durch, beschreiben die Technik und erörtern die perioperativen Resultate.

Methodik:

In einer monozentrischen, prospektiven Studie wurden zwischen März 2006 and März 2011 101 konsekutive Patientinnen mit einem mittleren Alter von 64 (40 – 89) Jahren und sub-/totalen Uterus- (n = 69, Grad 2 – 4) oder Vaginalprolaps (n = 32, Grad 2 – 4) mit einer vaginalen Sakrokolporektopexie behandelt. Eine Zystocele (Grad 2 – 4) wurde in 89 (89%) und Rekto-/Enterocele (Grad 2 – 4) bei 43 (43%) Patientinnen diagnostiziert. Zusätzlich zeigten 9 (8,9%) Patientinnen eine larvierte Belastungsinkontienz und 7 (6,9%) Patientinnen eine Belastungsinkontienz ersten bis zweiten Grades. Die Evaluierung der perioperativen Patientinnendaten wurde vom Ethikkomitee der Medizinischen Hochschule Hannover genehmigt.

Ergebnis:

Die mittlere OP Zeit der Sakrokolporektopexie betrug 70 Minuten (28 – 165) ohne Hysterektomie und 76 Minuten (40 – 219) mit Hysterektomie. Die Regressionsanalyse zeigte in Bezug auf die Gesamtzahl der Eingriffe (n = 101) eine signifikante Verkürzung der OP Zeiten für die Sakrokolporektopexie ohne Hysterektomie. Drei Blasenverletzungen traten im Zusammenhang mit der Descensuschirurgie (2 bei Patientinnen mit Z.n. Hysterektomie) auf. Alle Läsionen wurden intraoperativ erkannt und durch zweischichtige Blasennaht suffizient verschlossen. Die Haemoglobinwerte aller Patientinnen fielen von präoperativ 13,6 mg/dl (10,3 – 15,7) auf einen postoperativen Mittelwert von 11,7 mg/dl (8,6 – 14,7). Bei keiner Patientin war eine Bluttransfusion notwendig. Der Dauerkatheter wurde durchschnittlich am 5. (3.-10.) postoperativen Tag entfernt. Eine Spontanmiktion war den Patientinnen durchschnittlich am 5. (3.-30.) postoperativen Tag möglich. Die Entlassung erfolgte am 6. (3 – 26) postoperativen Tag.

Schlussfolgerung:

Die vaginale Sakrokolporektopexie allein oder in Kombination mit Hysterektomie, vorderer und/oder hinterer Scheidenkorrektur gestattet bei einer geringen perioperativen Morbidität eine schnelle postoperative Rekonvaleszenz und kurze Krankenhausaufenthaltszeit. Sie ist eine wenig invasive, effektive, kostengünstige und sichere Methode zur Behandlung des sub-/totalen Genitalprolapses, ohne dass dabei auf synthetische Meshes zurückgegriffen werden muss.