Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - A9
DOI: 10.1055/s-0034-1376469

Qualitätsverbesserung in der postoperativen Schmerztherapie bei Mamma Eingriffen. Evaluation von zwei neuen Strategien

J Jiménez Cruz 1, W Meißner 2, I Koch 1, A Egbe 1, C Robotta 1, IB Runnebaum 1
  • 1Universitätsklinik Jena, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
  • 2Universitätsklinik Jena, Klinik für Anästhesiologie, Intensivtherapie und Schmerztherapie

Fragestellung

Das Ziel der vorliegenden Studie ist die Untersuchung des Einflusses von zwei neuen Strategien auf unterschiedliche objektive (z.B. Schmerzmittelbedarf) und subjektive Parameter (z.B. Schmerzintensität, Patientenzufriedenheit) in der frühen postoperativen Phase bei Patientinnen nach Mamma-Eingriffen. Es wurden sowohl die prophylaktische Anwendung eines Oxycodon/Naloxon Retardpräparates, als auch die intraoperative Wundinfiltration mittels Ropivacain evaluiert.

Methodik

In diese Untersuchung wurden alle Patientinnen eingeschlossen, bei denen zwischen Januar 2011 und Dezember 2013 in der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Universitätsklinikums Jena ein Eingriff an der Mamma durchgeführt wurde. Ab November 2011 erhielten alle Patientinnen 1 Tag präoperativ und bis 3 Tage postopertaiv ein Retardpräparat mit Oxycodon und Naloxon als "Schmerzprophylaxe". Ab Mai 2013 wurde die intraopertive Wundinfiltration eingeführt. Bei diesen Patienten wurde intraoperativ eine 0,75% Ropivacain-Lösung appliziert. Diese wurde subkutan parallel zur Inzisionswunde infiltriert und am Wundgrund instilliert. Es wurden insgesamt vier Gruppen gebildet: Gruppe A (n = 212) erhielt die standardisierte postoperative Schmerztherapie und diente als Kontrollgruppe, Gruppe B (n = 232) erhielt die Oxycodon-Prophylaxe, beim Gruppe C (n = 52) wurde die Wundinfiltration appliziert und Gruppe D (n = 46) wurde mit beiden Strategien behandelt Die Evaluation der Daten erfolgte im Rahmen des Projektes QUIPS (Qualitätsverbesserung in der postoperativen Schmerztherapie) mittels eines validierten Fragebogens. Hier werden sowohl subjektive als auch objektive Daten zum Schmerzmanagement am ersten postoperativen Tag erhoben. Hierzu zählen z.B. Maximaler Schmerz seit OP, schmerzbedingte Beeinträchtigung, Patientenzufriedenheit, Schmerzmittelbedarf und Zeitpunkt der Anwendung der ersten Bedarfsmedikation.

Ergebnis

In der vorliegenden Untersuchung konnte eine Verbesserung mehrerer Parameter in alle drei Studiengruppen gegenüber der Kontrollgruppe gezeigt werden. Die Schmerzintensität bei Belastung, gemessen mittels „numeric rating scale“ (NRS), konnte in allen drei Studiengruppen gegenüber der Standardtherapie signifikant reduziert werden (p < 0,05). Diese Verbesserung war in allen drei Studiengruppen vergleichbar (p > 0,05). Außerdem konnte eine signifikante Reduktion des Opioidbedarfs (p < 0,05), sowie eine Hinauszögerung der Gabe der ersten Bedarfsmedikation beobachtet werden (p < 0,05). In der Vergleichsanalyse zwischen den Gruppen konnte eine deutlichere Reduktion der Bedarfsmedikation (sowohl Opioid als auch NSARs) in den Gruppen C und D, die das Lokalanästhetikum (LA) erhielten. Patienten der Gruppen B und D, die Oxycodon erhielten, klagten häufiger über Übelkeit (über 20% bei beiden Gruppen). Nur 5.85% der Patienten im Gruppe C klagte über postoperative Übelkeit.

Schlussfolgerung

Durch die Einführung der hier beschriebenen neuen Strategien bei Eingriffen der Mamma konnte eine effektive Reduktion der postoperative Schmerzen sowie eine Reduktion des Schmerzmittelbedarfs erreicht werden. In der Vergleichsanalyse zeigte die alleinige Wundrandinfiltration das günstigste Wirkungs-/Nebewirkungsprofil aller hier untersuchten Maßnahmen. Durch die lokale intraoperative Anwendung von Ropivacain konnte der postoperativen Schmerzmittelbedarf reduziert werden. Durch die Opioidarme Schmerzbehandlung konnte die Nebenwirkungen dieser Medikamente (z.B. postoperative Übelkeit) signifikant reduziert werden.