Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - A5
DOI: 10.1055/s-0034-1376465

Prospektive Evaluierung aktiver Kamerahaltearme in der onkologischen Laparoskopie

H Hertel 1, L Beckmeier 1, R Klapdor 1, P Hillemanns 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Hannover, Germany

Fragestellung:

Überprüfung der Anwendbarkeit und Sicherheit aktiver Kameraführungssysteme (Soloassist™, Aktormed solo surgery, Barbing; Einstein Vision™ Aesculap, Tuttlingen) in der onkologischen Laparoskopie (LSK). Evaluierung von: möglichen OP-Methoden, Rüstzeit (RZ), Bildqualität (unerwünschte Kamerabewegung), Komfort (Scala 1 – 5; Handhabung, Kraftaufwand, Bildqualität, Gesamtzufriedenheit).

Methodik:

Die aktiven Kameraführungsarme des Soloassist™ und Einstein Vision™ werden am OP-Tisch befestigt und halten die Optik (bei Einstein Vision™ Full HD 3D). Diese wird elektrisch über einen Joy-stick, der am linken OP-Instrument befestigt ist, gesteuert. Durch die Fixierung und aktiven Führung des Endoskops erhält man ein zitterfreies Monitorbild. Die jeweilige Bildposition wird exakt gehalten. Ein Votum des Ethikkomitees der medizinischen Hochschule Hannover zur Evaluation aktiver Kamerahaltesysteme lag vor.

Ergebnis:

Bei 43/104 (41%) Patientinnen erfolgten die Eingriffe mit einem aktiven Kamerahaltesystem wegen Karzinomdiagnose. Bei 25/43 (58%) Patientinnen wurde ein Zervixkarzinom, bei 14/43 (33%) Patientinnen wurde ein Endometriumkarzinom diagnostiziert. Außerdem wurden je eine Patientin wegen Ovarialkarzinom, Borderline-Tumor, Carcinoma of Unknown Primary und Placental site trophoblastic tumor operiert. Folgende Eingriffe wurden mit dem aktiven Kamerahaltesystemen durchgeführt: pelvine und paraaortale Lymphonodektomie (LNE), laparoskopische radikale Hysterektomie, pelviner LNE mit Trachelektomie, laparoskopisch assistierte vaginale Hysterektomie, Omentektomie, Adnexektomie, Appendektomie. Es ist problemlos möglich den paraaortalen Bereich einzustellen. Der Assistent operiert mit zwei Instrumenten aktiv mit. Ein dritter Operateur ist auch bei komplexen LSK nicht nötig. Es traten keine Komplikationen auf. Die durchschnittliche RZ für das System betrug 8,5 (3 – 30)min. Da die OP-Vorbereitungen und die RZ für den Soloassist™ parallel verlaufen, verlängerte sich der Zeitaufwand durch das System um 2 min auf einen durchschnittlichen Gesamtzeitaufwand (RZ + OP-Zeit) von 153 min (n = 36). Unerwünschte Kamerabewegung traten im Schnitt 1 mal (0 – 4) auf. Der Komfort war insgesamt gut: Handhabung (2 – 3), Kraftaufwand (1 – 4), Bildqualität (1 – 3), Gesamtzufriedenheit (2 – 3).

Schlussfolgerung:

Die Anwendung aktiver Kameraführungssysteme ist uneingeschränkt für die komplexe onkologische LSK möglich und verbessert die Effektivität der Operateure. Ermüdende Vorgänge werden abgenommen und die Präzision gesteigert, da ein Verwackeln des Bildes vermieden wird.