Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - A1
DOI: 10.1055/s-0034-1376461

Tumorförmige abdominale Aktinomykose – Wichtige Differenzialdiagnose eines malignen Tumors

P Hahnová 1, L Zahradníková 1, LC Horn 2, G Teichmann 1
  • 1HELIOS Vogtlandklinikum Plauen
  • 2Institut für Pathologie, Universität Leipzig

Fragestellung:

Die Aktinomykose ist eine seltene granulierende, fistelbildende und rezidivierende Infektion durch Actinomyces israelii. Aufgrund des seltenen Auftretens mit unspezifischen Symptomen und des malignom-typischen Erscheinungbildes stellen sowohl Diagnostik als auch Therapie eine Herausforderung dar. Oft wird die Diagnose erst postoperativ gesichert, was zur Frage einer Optimierung der prä- und intraoperativen Diagnostik führt.

Methodik:

Anhand des Falles einer 48-jährigen Patientin mit einem großen organüberschreitenden Konglomerattumor im Abdomen soll ein Überblick über die Erkrankung sowie die Differentialdiagnostik und Therapie gegeben werden.

Ergebnisse:

Die beschwerdefreie Patientin stellte sich nach Entfernung eines intrauterinen Pessars mit einer rapide wachsenden Raumforderung in der ventralen Bauchdecke vor. Bis auf eine geringe Leukozytose bestanden keine weiteren Auffälligkeiten. In der präoperativen Diagnostik (Sonografie, CT, MRT) wurde der Verdacht auf eine Peritonealkarzinose bei Sarkom, ausgehend von einem großen Uterus myomatosus gestellt. Die histologische Untersuchung der mittels CT-gestützter Punktion gewonnenen Gewebeproben ergaben eine geringgradige chronisch-narbenbildende Entzündung und glatte Muskelzellen. Im Rahmen der onkologisch orientierten Probelaparotomie konnte die Schnellschnittdiagnostik ebenfalls keine Tumorzellen, sondern nur eine unspezifische nekrotisierende Entzündung bestätigen. Der etwa 15 cm große Konglomerattumor wurde mittels Hysterektomie, Salpingektomie, Harnblasenteilresektion, Sigmateilresektion und Omentektomie extirpiert. Erst postoperativ konnten Aktinomykosedrusen mit einer hämorrhagisch durchsetzten eitrig-abszedierenden Entzündung nachgewiesen werden. Die Patientin erhielt eine hochdosierte antibiotische Therapie über 8 Wochen. Ein anschließendes Kontroll-CT wurde empfohlen.

Schlussfolgerung:

Bei der Aktinomykose handelt es sich um eine Infektion durch Actinomyces israelii. Darunter werden gram-positive anaerobe Bakterienstämme zusammengefasst, die vorwiegend in Mundhöhle, Darm und Urogenitaltrakt auftreten. Über Läsionen der Mucosa können per continuitatem und hämatogen chronisch-narbenbildende, eitrig-phlegmonöse und abszedierende Entzündungen mit Fistelbildung entstehen. Als Hauptrisikofaktor für die Entstehung einer abdominalen Infektion bei Frauen gelten intrauterine Pessare. Aufgrund der hohen Sensibilität von Actinomyces israelii auf mehrere Antibiotika kann eine frühzeitige mikrobiologische Diagnose zu einer erfolgreichen konservativen Therapie führen. Chronische Verläufe und Rezidive sind möglich. Die abdominale Aktinomykose stellt aufgrund des seltenen Auftretens, der unspezifischen Symptome sowie der oft als Malignom interpretierten Bildgebung eine große Herausforderung in der präoperativen Diagnostik dar. Bei unklaren infiltrierenden Prozessen im Bereich des Abdomen und Beckens, insbesondere nach IUD, sollten im Rahmen der Differentialdiagnostik auch spezifische Entzündungen in Betracht gezogen und entsprechende Gewebeproben zur mikrobiologischen Diagnostik eingesandt werden.