Pneumologie 2014; 68 - A12
DOI: 10.1055/s-0034-1376384

Die Behandlung einer experimentellen respiratorischen Chlamydia psittaci Infektion beim Kalb mit Enrofloxacin ± Rifampicin

A Prohl 1, M Lohr 1, C Ostermann 1, A Berndt 1, E Liebler-Tenorio 1, M Rothe 2, E Schubert 1, K Sachse 1, P Reinhold 1
  • 1Institut für Molekulare Pathogenese, Friedrich-Loeffler-Institut, Jena
  • 2Lipidomix, Berlin

Chlamydien sind obligat intrazelluläre Erreger mit einem breiten Wirtsspektrum. Eine Infektion mit Chlamydia psittaci kann bei Menschen fieberhafte respiratorische Erkrankungen hervorrufen (Psittakose), die Übertragung von Vögeln auf den Menschen kommt häufig vor. Die Verlaufsform beim Rind nach intrabronchialer Inokulation ähnelt stark dem akuten Krankheitsbild beim Menschen. Bei der Suche nach neuen antichlamydialen Behandlungsstrategien erwies sich im Zellkulturmodell eine Kombination aus einem Chinolon und Rifampicin als erfolgreicher bei der Erregerelimination als beide Wirkstoffe allein [1]. Das Ziel der Studie war es, die Übertragbarkeit dieser Versuche auf die Situation im lebenden Wirtstier zu überprüfen. Hierfür wurde ein bereits etabliertes bovines Modell genutzt [2].

Achtzehn Kälber im Alter von 6 – 8 Wochen wurden wie zuvor beschrieben intrabronchial mit Cp inokuliert [2]. Die Tiere wurden in 3 Gruppen zu je 6 Tieren eingeteilt und von Tag 2 nach Inokulation (dpi) bis 14 dpi wie folgt behandelt: (i) 5 mg/kg Körpermasse (KM)/Tag Enrofloxacin, (ii) 5 mg/kg KM/Tag Enrofloxacin + 600 mg Rifampicin/Tag sowie (iii) 600 mg Rifampicin/Tag. Sieben gleichaltrige Tiere wurden auf gleiche Weise mit Cp inokuliert und dienten als unbehandelte Kontrolltiere. Alle Kälber wurden täglich klinisch untersucht und es wurde zu insgesamt 10 über die Versuchsdauer verteilten Zeitpunkten venöses Blut entnommen. Zu den Zeitpunkten 5 und 9 dpi wurde mittels Bronchoskopie unter Allgemeinanästhesie bronchoalveoläre Lavageflüssigkeit (BALF) gewonnen. Am Tag 14 dpi wurden alle Tiere euthanasiert und seziert. Während der Sektion gewonnene Gewebeproben wurden mittels quantitativer real-time PCR auf chlamydiale DNA untersucht. Antibiotikaspiegel wurden in Plasma- und Gewebeproben bestimmt.

Therapeutisch wirksame Antibiotikaspiegel wurden in Plasma, Lunge, Leber und Muskel erreicht. Es zeigten sich zwischen den Gruppen allenfalls geringfügige Unterschiede hinsichtlich:

  • Verlauf der klinischen Erkrankung,

  • Zellzahl und Zellbild in der BALF und im Blut,

  • Menge chlamydialer DNA im Gewebe sowie

  • Art und Ausdehnung der Lungenveränderungen zum Sektionszeitpunkt.

Die Ergebnisse aus dem Zellkulturmodell konnten durch diese Studie nicht bestätigt werden. Eine Behandlung einer respiratorischen Chlamydieninfektion im lebenden Wirt mit Enrofloxacin in Kombination mit Rifampicin brachte hinsichtlich der untersuchten Parameter keinen Vorteil gegenüber einer alleinigen Behandlung mit einem der Wirkstoffe. Auch für die Monotherapien mit Rifampicin und Enrofloxacin konnte im bovinen Modell kein Einfluss auf den klinischen Verlauf einer akuten respiratorischen Infektion mit Cp gezeigt werden.

[1] Wolf K, Rödel J & Straube E (2010)

[2] Reinhold et al. (2012) PLoS ONE 7, 1:e30125