Wir berichten über eine 56-jährige Patientin, welche mit steigenden Leberwerten (ASAT
> 15 ULN, ALAT > 22 ULN), und Übelkeit vorstellig wird. Sonographisch unauffälliger
Befund, die Pat. nicht ikterisch. Eine akute EBV und CMV Infektion kann ebenso wie
eine HCV oder HBV Infektion serologisch ausgeschlossen werden. Immunologisch unspezifische
ANA Erhöhung mit 1:160. Es erfolgt die diagnostische Leberpunktion mit dem histologischen
Bild einer seit längerem bestehenden medikamentös-toxischen Hepatitis mit akuter Komponente,
eine Autoimmungenese wird ausgeschlossen. Nach genauer Medikamentenanamnese kann erhoben
werden, dass die Patientin seit 7 Jahren Kapseln mit Yamswurzelextrakt (Dioscorea
villosa) zur Linderung von postmenopausalen Beschwerden einnimmt. Zusätzlich seit
einem Monat zur Stärkung der Vitalfunktionen Ysop und Zistrosenauszug.
Bisher liegen zur Hepatotoxizität von Yamswurzelextrakten nur wenige Daten vor. In
einigen Fallberichten schildern betroffene Patientinnen erhöhte Leberwerte unter Einnahme
der Substanz mit nachfolgend kompletter Erholung der Werte nach Absetzen des Präparates.
In einer tierexperimentellen Studie konnte unter Verabreichung von Yamswurzelextrakt
bei Ratten eine verstärkte Fibrosierung von Nierengewebe und die Aktivierung von Entzündungskaskaden
in der Leber nachgewiesen werden.
Für die „Luftkartoffel“ (Dioscorea bulbifera), die zur selben Pflanzengattung wie
die Yamswurzel gehört, konnte in tierexperimentellen Studien eine direkte Hepatotoxizität
durch den aktiven Wirkstoff Diosbulbin B gezeigt werden.
In Bezug auf Ysop und Zistrose ergab unsere Suche keine Ergebnisse für Leberschäden.
Auf unser Anraten setzte die Pat. jegliche Phytopharmazie ab, nach einem Monat zeigten
sich die Leberwerte schon deutlich rückläufig, nach 2 Monaten waren sie wieder im
Normbereich.
Zusammenfassend zeigt sich, dass pflanzliche Präparate in kontrollierten Studien noch
nicht ausreichend hinsichtlich ihrer Nebenwirkungen erforscht sind. Teilweise liegen
die Inhaltsstoffe auch in Mischform vor oder sind kontaminiert. Die Verträglichkeit
ist auch interindividuell unterschiedlich und Interaktionen mit anderen Medikamenten
sind sehr wahrscheinlich.
In unserem Fall konnte ein direkter Bezug zur Hepatotoxizität des Yamswurzelextraktes
durch gezielte Anamneseerhebung und komplette Normalisierung des Leberlabors nach
Absetzen der Phytotherapie hergestellt werden.