Z Gastroenterol 2014; 52 - V02
DOI: 10.1055/s-0034-1375982

ERCP außerhalb der Kernarbeitszeit – ein unabhängiger Risikofaktor?

F Wewalka 1, C Duller 2, W Petritsch 3 C Kapral 1, für die AG Qualitätssicherung der ÖGGH
  • 14. Interne Abteilung, Krankenhaus der Elisabethinen, Linz, Austria
  • 2Institut für Angewandte Statistik, Johannes Kepler Universität, Linz, Austria
  • 3Klinische Abteilung für Gastoenterologie und Hepatologie, Medizinische Universität Graz, Graz, Austria

Hintergrund: Die endoskopische retrograde Cholangiopankreatografie (ERCP) ist mit einem hohen Risiko für Komplikationen behaftet. Einige Risikofaktoren sind bekannt und gut untersucht. Ob der Zeitpunkt der Untersuchung außerhalb der Kernarbeitszeit einen unabhängigen Risikofaktor darstellt, wurde bisher nicht untersucht. Zumeist werden diese akuten Untersuchungen mit gegenüber dem Routinebetrieb eingeschränkten Personalresourcen bei schwer kranken Patienten durchgeführt. Um diese Frage zu klären, wurde im Rahmen des österreichweiten „ERCP Benchmarkings“ im Jahr 2013 erfragt, ob die Untersuchung außerhalb der Kernarbeitszeit erfolgte.

Ergebnisse: Von insgesamt 2903 ERCPs erfolgten 2740 (94,39%) während (Gruppe A) und 163 (5,61%) außerhalb (Gruppe B) der Kernarbeitszeit. Die Hauptindikationen für die Akut-ERCP waren Choledocholithiasis (64,4%), Cholangitis (39,9%) und biliäre Pankreatitis (22,3%).

Außerhalb der Kernarbeitszeit traten signifikant häufiger transfusionspflichtige, endoskopisch nicht stillbare Blutungen auf (1,8% vs. 0,3%, p = 0,021). Zum Untersuchungszeitpunkt erhielten 9,2% in Gruppe A und 17,2% in Gruppe B ASS, das weniger als 5 Tage pausiert war (p = 0,001). Bezüglich anderer Gerinnungshemmer (Vit. K Antagonisten, Clopidogrel, NMH, NOACs) bestand kein Unterschied.

Kardiopulmonale Komplikationen (definiert als relevanter RR- oder Sättigungsabfall > 5 Minuten, ungeplante Intubation oder Reanimation) traten signifikant häufiger außerhalb der Kernarbeitszeit auf (3,1% vs. 0,8%, p = 0,013). Bei 3 Patienten war eine ungeplante Intubation notwendig (1,8% vs. 0,2%, p = 0,011). Bezüglich Cholangitis, post-ERCP Pankreatitis und Perforation ergaben sich keine signifikanten Unterschiede.

Die Sondierung des gewünschten Ganges gelang außerhalb der Kernarbeitszeit häufiger (95,7% vs. 91,8%, p = 0,042). Die therapeutische Zielsetzung wurde ebenfalls öfter erreicht (92,5% vs. 84,7%, p = 0,020).

Diskussion: Die vorliegenden Daten zeigen für die ERCP außerhalb der Kernarbeitszeit eine etwas höhere Erfolgsrate, was mutmaßlich an den Indikationen ohne komplexe Intervention liegt. Dagegen sind diese Akut-ERCPs mit erhöhten Raten an klinisch relevanten Blutungen und kardiopulmonalen Komplikationen behaftet. Die Indikation zu Untersuchungen außerhalb der Kernarbeitszeit sollte daher streng gestellt werden. Auch sollte besonders auf die Anwesenheit eines Arztes mit intensivmedizinischer Ausbildung zur Überwachung der Sedierung geachtet werden.