Aktuelle Ernährungsmedizin 2014; 39 - P19
DOI: 10.1055/s-0034-1375873

Bedeutung der Nährstoff-Supplementierung in der Dekubitus-Therapie: Systematische Literaturrecherche hinsichtlich medizinischer, ernährungsphysiologischer und sozioökonomischer Endpunkte

T Kinteh 1, B Blumenschein 1, M Masin 2, U Hillebrand 1, M Smollich 1
  • 1Mathias Hochschule Rheine, Fakultät für Gesundheitswissenschaften – Studiengang Clinical Nutrition/Ernährungsmanagement B.Sc., Rheine, Germany
  • 2Medizinische Klinik und Poliklinik B, Universitätsklinikum Münster, Ernährungsmedizin, Münster, Germany

Fragestellung: Dekubituserkrankungen stellen bei chronisch kranken, bettlägerigen Patienten ein unverändert gravierendes Problem dar. Insbesondere bei geriatrischen Patienten kommen dabei häufig Risikofaktoren für Mangelernährung und Dekubitus zusammen, und im lokalen Dekubitus-Stoffwechsel sind zahlreiche Mikronährstoffe von wundphysiologischer Bedeutung. Obwohl die Verbindung von Nährstoffdefiziten und Wundheilungsstörungen hinlänglich bekannt ist, existieren bislang keine validen Empfehlungen zur optimalen Nährstoffzufuhr bei Dekubituspatienten. In der vorliegenden Übersichtsarbeit wird untersucht, welchen Effekt die Nährstoff-Supplementierung von Dekubitus-Patienten hinsichtlich medizinischer, ernährungsphysiologischer und sozioökonomischer Endpunkte besitzt.

Methodik: Unter Anwendung definierter Ein- und Ausschlusskriterien wurden sämtliche Publikationen des Zeitraumes 2009 – 2013 in den gängigen Datenbanken und Online-Informationsdiensten (MEDLINE, PUBMED, CINAHL, EMBASE, SpringerLink, Cochrane Library) gescreent. Aus den thematisch relevanten Publikationen (n = 1456) wurden die für die Fragestellung relevanten Informationen systematisch extrahiert und unter Berücksichtigung der methodischen Qualität ausgewertet.

Ergebnis: Bei Dekubitus-Patienten verbessert die zusätzliche Einnahme einer eiweiß- und mikronährstoffreichen Trinknahrung im Vergleich zu einer Standardkost oder Placebo die Abheilung der Dekubitalgeschwüre. Durch die geeignete Nährstoff-Supplementierung lässt sich zudem der Bedarf von Verbrauchsgütern zur Wundbehandlung reduzieren, während gleichzeitig Arbeitszeit des Pflegepersonals eingespart und die durchschnittliche Dauer der Wundheilung um bis zu 16 Tage verringert wird. Für einen positiven Effekt durch unspezifische Supplementierung mit einzelnen Mikronährstoffen gibt es dagegen keine hinreichende Evidenz. Dies gilt auch für Arginin, Vitamin C, L-Carnosin und Ornithin-α-Ketogluterat.

Schlussfolgerung: Im Rahmen der Dekubitus-Therapie ist die Supplementierung mit eiweiß- und multinährstoffreicher Trinknahrung kosteneffektiv und wirksam im Sinne einer verbesserten Wundheilung. Es bleibt ungeklärt, welche Nährstoffe im Einzelnen zu diesem Effekt beitragen. Eine routinemäßige Supplementierung einzelner Nährstoffe bei Dekubituspatienten kann daher nicht empfohlen werden, sondern ist nur zum Ausgleich eines nachgewiesenen Nährstoffmangels sinnvoll.