Aktuelle Ernährungsmedizin 2014; 39 - P12
DOI: 10.1055/s-0034-1375866

Bereitschaft von Patienten mit neu diagnostizierter Tumorerkrankung zu einer frühzeitigen Ernährungsberatung und Ernährungsumstellung

CA Böwingloh 1, 2, 3, N Stobäus 2, K Norman 3
  • 1Nährwerk Ernährungsmedizin, Ernährungsmedizin, Hamburg, Germany
  • 2Charite – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Gastroenterologie, Berlin, Germany
  • 3Charite – Universitätsmedizin Berlin, Stoffwechselzentrum, Berlin, Germany

Einleitung: Eine frühzeitige Ernährungstherapie wird bei Tumorerkrankungen empfohlen, um die Entwicklung einer Mangelernährung zu verhindern oder verlangsamen.

Wir untersuchten die Bereitschaftvon Patienten mit einer neu diagnostizierten Tumorerkrankung zu einer frühzeitigen Ernährungsberatung und Ernährungsintervention.

Methoden: Zur Untersuchung nach der Frage der Bereitschaft zu einer frühzeitigen

Ernährungsberatung und Ernährungsintervention wurde ein Leitfaden-Interview mit 14 offen zu beantwortenden Fragen durchgeführt. Außerdem wurde Gewichtsverlust in den letzten 6 Monaten erfasst, der Barthel Index für Alltagsfähigkeiten bestimmt und der sozioökonomische Status mithilfe eines selbst auszufüllenden Fragebogens erhoben.

Ergebnisse: Bislang konnten 105 Patienten eingeschlossen werden. 58 Prozent der Studienteilnehmerwieseneine Bereitschaft zu einer frühzeitigen Ernährungsberatung auf, 24,8 Prozent lehnten eine Beratung ab, während 17,2 Prozent eventuell eine Beratung in Anspruch genommen hätten.

Signifikant mehr Frauen als Männer wiesen eine Bereitschaft auf (65,6 versus 34,4%, p = 0,04). Unter den Patienten, die eine Beratung ablehnte, waren signifikant häufiger Raucher (68,2% versus 29,5%, p < 0,0001) und ein häufigerer Alkoholkonsum wurde angegeben (59,1 versus 37,7%, p = 0,03). Es zeigte sich aber kein signifikanter Zusammenhang zwischen Ausbildungsgrad (p = 0,07), Berufsqualifikation oder Einkommen und der Bereitschaft für eine Ernährungsberatung. Eine Erhöhung der Kosten durch eine Ernährungsveränderung war für 56,8% der ablehnenden Patienten ein Problem, im Vergleich zu nur 36,1% der Patienten, die eine Bereitschaft signalisierten (p =,035). Es zeigte sich kein Unterschied hinsichtlich der Fähigkeit bzw. der Gewohnheit, sich Speisen selber zuzubereiten.

Tab. 1: Charakteristika der Studienpopulation nach der Bereitschaft

Keine eventuelle Bereitschaft

Bereitschaft

P-Wert

Alter (Jahren)

57,7 ± 9,6

60,6 ± 11,2

n.s.

BMI (kg/m2)

24,9 ± 4,5

22,4 ± 4,0

0,004

Gewichtsverlust in Zeit

4,8 ± 5,4

9,7 ± 6,1

0,0001

Erstdiagnose seit (Wochen)

5,3 ± 1,9

4,7 ± 1,6

n.s.

Barthel Index

95,3 ± 5,4

87,3 ± 19,5

0,009

UICC 1 – 2-3 – 4

15/22/7/0

13/25/20/3

n.s.

Schlussfolgerung: Die Interimsanalyse zeigt, dass während sozioökonomische Faktoren für eine Bereitschaft zu einer frühen Ernährungsbereitschaftim Hintergrund stehen, der Ernährungszustand und der funktionelle Zustand ausschlaggebender sind.