Z Geburtshilfe Neonatol 2014; 218 - P67
DOI: 10.1055/s-0034-1375776

Tranzplazentarer Übertragung von Autoantikörpern bei Schwangeren mit Typ 1 Diabetes mellitus und polyglandulärem Autoimmunsyndrom

T Groten 1, M Rabe 2, M Kiehntopf 3, E Schleußner 1, W Hunger-Battefeld 2
  • 1Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
  • 2Klinik für Innere Medizin III, Jena
  • 3Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsdiagnostik, Universitätsklinikum Jena, Friedrich-Schiller-Universität Jena

Fragestellung: 50% der Patienten mit einem Typ 1 Diabetes mellitus (Dm1) haben pathologisch erhöhte Autoantikörpertiter (AAK) weiterer Autoimmunerkrankungen und bei jedem 3. Patienten ist eine weitere Autoimmunerkrankung klinisch manifest. Für maternale Schilddrüsenantikörper (TRAK) ist bekannt, das sie die Plazenta passieren und eine fetale Basedow-Hyperthyreose induzieren können, die Titerhöhe korreliert dabei mit dem kindlichen Hyperthyreoserisiko. Ziel der vorliegenden Studie war es die transplazentare Übertragung von AAK bei Schwangeren mit Dm1 zu untersuchen.

Methodik: Bei 22 nicht selektionierten Patientinnen mit Dm1 (Alter 27 ± 4 Jahre, Diabetesdauer 14 ± 6J, HbA1c vor Entbindung 6,2 ± 0,5%/NB 5,5 – 6,2%) erfolgte in der 32.-36. SSW ein AAK-Screening (Dm1-AAK, Schilddrüsen-AK, Sprue-AK, NNR-AK). Bei positivem mütterlichem AAK-Titer erfolgte bei Geburt eine Blutabnahme aus dem Nabelschurblut zur Analyse der kindlichen AAK-Titer.

Ergebnisse: Schwangere mit Dm1 zeigten erhöhte AAK-Tier für Dm1-AAK (86%, n = 19), Schilddrüsen-AK, (50%, n = 11), Perniciosa-AAK (13,6%, n = 3); Sprue-AK (4,5%, n = 1), NNR-AAK (50%, n = 11). 54,5% aller Neugeborenen entsprechend 63% der Kinder von Mütter mit erhöhter AAK-Titer zeigten unmittelbar post partum einen erhöhten AAK-Titer. 36,4% Dm1-AAK, 27,3% Schilddrüsen-AK und 4,5% Perniciosa-AAK, jedoch keine mit Sprue- oder NNR-AK. Die Titerhöher der AAK der Mutter und des Kindes zeigten dabei eine positive Korrelation (GAD-AK r = 0,974, p < 0,01; Anti-TPO r = 0,847, p < 0,01).

Schlussfolgerung: Über 50% der Kinder zeigten unmittelbar post partum zum Teil hoch positive AAK-Titer als Ausdruck eines plazentaren AAK-Transfer von der Mutter zum Feten. Aktuell werden alle Kinder mit erhöhtem AAK-Titer im Verlauf des ersten Lebensjahres hinsichtlich des Titerverlaufs und der möglichen Erkrankungsmanifestation nachuntersucht.