Z Geburtshilfe Neonatol 2014; 218 - P7
DOI: 10.1055/s-0034-1375716

Gesund ins Leben – Netzwerk Junge Familie. Evaluation der Akzeptanz der einheitlichen Handlungsempfehlungen zur Säuglingsernährung und Ernährung der stillenden Mutter

P Kolip 1, N Greif 1, M Flothkötter 2
  • 1Universität Bielefeld
  • 2aid infodienst e.V.

Hintergrund:

Das Projekt „Gesund ins Leben“ verfolgt das Ziel, stabile regionale Netzwerkstrukturen aller im Setting „Junge Familie“ aktiven Akteure aufzubauen, um konsentierte, evidenzbasierte Informationen zur ausgewogenen Ernährung und zu wirksamen Maßnahmen der Allergieprävention zu verbreiten. Hierzu werden Maßnahmen angeboten, die die Qualifizierung von MultiplikatorInnen ebenso umfasst wie die Erstellung von niedrigschwelligen Informationsmedien sowie Öffentlichkeitsarbeit.

Das Evaluationsprojekt der Universität Bielefeld ging insgesamt vier Fragestellungen nach. Ziel des im Abstract behandelten Evaluationsmoduls war es, die Akzeptanz der Handlungsempfehlungen „Säuglingsernährung und Ernährung der stillenden Mutter“ bei Berufsverbänden, Fachgesellschaften und MultiplikatorInnen zu erfassen. Hintergrund ist, dass die Berufsverbände und Fachgesellschaften zwar den Handlungsempfehlungen zugestimmt haben, die Akzeptanz bei den Mitgliedern aber unklar ist. Dabei ist eine hohe Akzeptanz die Voraussetzung dafür, dass die Handlungsempfehlungen in die Praxis umgesetzt werden.

Methodisches Vorgehen:

Für die Erfassung des Zustimmungsgrades zu den Handlungsempfehlungen wurde ein Fragebogen entwickelt, der per Online-Befragung dem Berufsverband der Kinder- und Jungendärzte BVKJ e.V., dem Berufsverband der Frauenärzte BVF e.V. und dem Deutscher Hebammenverband DHV e.V. vorgelegt wurde. Grundlage des Fragebogens bildet das Konsensuspapier „Säuglingsernährung und Ernährung der stillenden Mutter“ (Koletzko et al., 2010).

Ergebnisse:

Insgesamt haben 1033 Personen an der Umfrage teilgenommen. Aufgrund der Zufallsverteilung beläuft sich die durchschnittliche TeilnehmerInnenzahl der nach Themengebieten unterteilten Seiten auf 358 Personen. Dadurch, dass der überwiegende Anteil der Befragten (87,4%) zur Berufsgruppe der Hebammen gehört, wurde zusätzlich eine nach Berufsgruppen sortierte Ergebnisdarstellung vorgenommen.

Der überwiegende Anteil der Befragten (73,6%) hat Kenntnis von der Existenz der Handlungsempfehlungen. Mit 41,7% hat sich der größte Anteil der Befragten mit ihnen schon näher beschäftigt. 31,9% haben von ihm schon gehört. 26,4% gaben an, es nicht zu kennen.

60% der Handlungsempfehlungen erreichten einen Konsens von über 90%. Während für 21,6% der Aussagen ein mäßiger Konsens konstatiert werden kann, konnte für 18,3% der Kernaussagen (11 Aussagen) kein Konsens gefunden werden. Das Ausmaß der Zustimmungsraten für die Handlungsempfehlungen, für die kein Konsens konstatiert werden konnte, variiert dabei zwischen 73,1% und 17,8% deutlich.

Für die Begründungen der Ablehnung werden von den TeilnehmerInnen nur vereinzelt wissenschaftliche Quellen herangezogen. Der überwiegende Teil der Begründungen speist sich eher aus Intuition, aus regionalen Gepflogenheiten sowie einem subjektiven Gefühl (Erfahrung) zu wissen, was sich bewährt hat.

Anhand der Auswertung der abschließenden Kommentare und Anmerkungen zur Säuglingsernährung und der Ernährung der stillenden Mutter wird deutlich, dass für viele MultiplikatorInnen eine Berücksichtigung der individuellen (Lebens-)Situation der Mütter und ihrer Säuglinge ausschlaggebend für ein Aussprechen von (Handlungs-)Empfehlungen vordringlich ist.

Die Ergebnisse zeigen damit, dass die Handlungsempfehlungen zwar im Abstimmungsprozess von den Vertretern und Vertreterinnen der Berufsgruppe mit getragen wurden, diese sich aber offenbar nicht auf die Basis stützen können. Die Implementierung in die (Hebammen-)Praxis ist derzeit noch nicht gelungen.

Ergebnisverwertung:

Aufgrund der geringen Beteiligung der Kinder- und Frauenärzte erfolgte eine Nachbefragung der Kinder- und Jugendärzte. Ergebnisse liegen bis zum Kongress im Mai vorliegen und können hier aktuell vorgestellt werden. Eventuell missverständliche Formulierungen sollen im Rahmen einer Überarbeitung optimiert werden. Darüber hinaus soll regelmäßig ein Thema aus den Handlungsempfehlungen für Berufsverbände, Netzwerkpartner und auch Verbraucher aufbereitet und für die Fachkräfte zusätzlich mit Studienergebnissen unterfüttert und über die Verbände, den Netzwerk-Newsletter und die Presse kommuniziert werden.