Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2014; 11 - A143
DOI: 10.1055/s-0034-1375502

Der Einfluss psychosozialer Faktoren auf die Entscheidung für oder gegeneine prophylaktische Mastektomie

K Wassermann 1, K Rhiem 2, RK Schmutzler 2
  • 1Zentrum für familiären Brust- und Eierstockkrebs, Uniklinik Köln, Köln, Deutschland
  • 2Zentrum für familiären Brust- und Eierstockkrebs, Uniklinik Köln, Köln, Deutschland

Die BRCA1/2-Gendiagnostik führt oft zu der Frage, ob prophylaktische Operationen sinnvoll sind, um eine Brustkrebserkrankung zu verhindern oder ob die intensivierte Früherkennung ausreichend ist.

Die Entscheidung betrifft nicht nur die eigene Gesundheit, sondern auch die alltägliche Situation in Partnerschaft, Beruf und Lebensplanung. Um eine individuelle, tragfähige Entscheidung zu finden, müssen alle wichtigen Aspekte der persönlichen Situation miteinbezogen werden. Sowohl vor als auch nach der BRCA1/2-Gentestung erhalten die Ratsuchenden daher eine nicht-direktive medizinische Beratung und psychologische Beratung.

In einer prospektiven Langzeitstudie, gefördert vom Bundesministerium für Gesundheit, untersuchen wir psychosoziale Faktoren, die die Entscheidung für bzw. gegen eine prophylaktische Mastektomie (pMTX) beeinflussen. Die Studienteilnehmerinnen erhalten zu unterschiedlichen Erhebungszeitpunkten standardisierte Fragebögen (wie HADS, FKK, FPI, SF-8).

Von bisher 79 Studienteilnehmerinnen mit einer BRCA1/2-Muation entschieden sich 38% für eine pMTX; für 28% ist das intensivierte Früherkennungsprogramm ausreichend. 34% sind 4 – 12 Wochen nach der Genbefundmitteilung noch nicht sicher, welche Maßnahme für sie in Frage kommt. 21% zeigten auch nach 4 – 12 Wochen nach Genbefundmitteilung einen erhöhten Angstwert (A> 10) im HADS. 68% der Mutationsträgerinnen mit einem erhöhten Angstwert entschieden sich für eine pMTX, während nur 39% mit einem normalen Angstwert (A≤8) diese Entscheidung treffen.

32 Studienteilnehmerinnen nahmen psychologische Beratung in Anspruch. Am hilfreichsten war dabei: Empathie der Psychologin für ihre Situation (51%), Raum für ihre Gefühle (42%), Besprechen der Zukunftsperspektive (21%) und Beleuchten der Risikosituation (21%).

Im weiteren Verlauf der Studie soll untersucht werden, inwiefern die psychologische Beratung im Umgang mit der Angst helfen kann.