Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2014; 11 - A133
DOI: 10.1055/s-0034-1375492

Antianämische Therapien bei Patientinnen mit Mammakarzinom: Daten aus dem Tumoranämie-Register

T Steinmetz 1, R Schlag 2, R Sandner 3, D Semsek 4, M Frank 5, M Vogt 5, M Jänicke 5, N Marschner 6
  • 1Gemeinschaftspraxis für Hämatologie und Onkologie, Köln, Deutschland
  • 2Gemeinschaftspraxis Dr. med. R. Schlag/Dr. med. B. Schöttker, Würzburg, Deutschland
  • 3Passauer Onkologische Praxis Dres. Prenninger & Sandner, Passau, Deutschland
  • 4HELIOS-Klinik, Titisee-Neustadt, Deutschland
  • 5iOmedico, Freiburg, Deutschland
  • 6Praxis für interdisziplinäre Onkologie & Hämatologie, Freiburg im Breisgau, Deutschland

Zielsetzung:

Das Tumoranämie-Register untersucht eingesetzte Anämietherapien und deren Wirksamkeit bei Patienten mit Tumorerkrankungen in der Routinebehandlung in Deutschland.

Patienten und Methoden:

Von März 2012 bis September 2013 rekrutierten 88 Praxen und Kliniken in Deutschland 1000 anämische Patienten zu Beginn ihrer Anämietherapie, darunter 148 Patientinnen mit Mammakarzinom (Baseline Hämoglobin(Hb)-Wert < 11 g/dl). Über 12 Wochen wurden Patientencharakteristika, Laborwerte und Daten zur Behandlung und Lebensqualität dokumentiert. Als Ansprechen wurde das Erreichen eines Hb von mindestens 11 g/dl bzw. ein Anstieg des Eingangs-Hb von mindestens 1,5 g/dl innerhalb von 4 – 12 Wochen nach Beginn der Anämietherapie definiert.

Ergebnisse:

Als initiale Anämietherapie wurden Erythropoese-stimulierenden Agentien (ESA), Transfusion und Eisen i.v. bei 43%, 39% und 10% der Patientinnen mit lokalisiertem Mammakarzinom (n = 49) sowie bei 27%, 52% und 12% der Patientinnen mit metastasiertem Mammakarzinom (n = 99) eingesetzt. Der Eingangs-Hb war niedriger bei Einsatz von Transfusion als bei ESA: kurativ Ø 8,4 vs. 8,7 g/dl; palliativ Ø 8,6 vs. 9,2 g/dl. Fast die Hälfte der Patientinnen benötigte nach der initialen Transfusion (mindestens) eine weitere Transfusion: kurativ 42%, palliativ 39%. Etwa ein Drittel der Patientinnen, die initial ESA erhielten, wurden zusätzlich mit (mindestens) einer Transfusion behandelt: kurativ 33%, palliativ 26%. Die Mehrheit der Patientinnen sprach auf die Anämietherapie an: kurativ ESA 88%, Transfusion 75%; palliativ ESA 60%, Transfusion 58%. Die Lebensqualität stieg innerhalb der 12 Wochen um durchschnittlich 5 Punkte (FACT-An Gesamtscore).

Zusammenfassung:

Mehrere wirksame Optionen stehen zur Anämietherapie von Patientinnen mit Mammakarzinom zur Verfügung. Es sollte diskutiert werden, ob frühe Interventionen die Notwendigkeit von Transfusionen reduzieren können.