Zielsetzung: In der TARGIT A Studie wurde im Protokoll eine additive Ganzbrustbestrahlung (WBRT)
zur intraoperativen Radiotherapie (IORT) bei einem tumorfreien Schnittrand von < 1
mm empfohlen. In Deutschland wurde die WBRT aufgrund der Auflagen vom BFS bei einem
tumorfreien Schnittrand < 10 mm ergänzt. Wir analysierten die Auswirkungen dieser
Strategie auf die Therapie und die Lokalrezidivrate.
Materialen und Methoden: Alle deutschen Fälle wurden vor der Operation randomisiert und erhielten die IORT
direkt nach der Tumorexzision (pre-pathology stratum). Aufgrund dessen wurden zum
Vergleich im internationalen Kollektiv ebenfalls nur die pre-pathology Fälle untersucht.
Verglichen wurden die Rate von IORT+WBRT, die Lokalrezidivrate, brustkrebs-assoziierte
Todesfälle und nicht-brustkrebs-assoziierte Todesfälle. Es wurde eine nicht-randomisierte
post-hoc Analyse durchgeführt.
Ergebnisse: Eine additive WBRT wurde im TARGIT Arm fast doppelt so häufig in Deutschland im Vergleich
zum internationalen Kollektiv durchgeführt (31,3% (96/306) vs. 17,4% (123/706)). Die
5-Jahres-Lokalrezidivrate war nahezu gleich (2,6% (95% CI 0,87 – 7,8)) vs. 1,9% (95%
CI 0,81 – 4,5)). Es gab keinen signifikanten Unterschied bezüglich der brustkrebs-assoziierten
Mortalität (2,5% (0,64 – 9,7) vs. 3,3% (1,7 – 6,4)) oder der nicht-brustkrebs-assoziierten
Mortalität (0,78% (0,11 – 5,4) vs. 1,7% (0,8 – 3,7)).
Zusammenfassung: Die Ausdehnung der Indikation zur additiven WBRT bei einem tumorfreien Schnittrand
von < 10 mm scheint nicht mit einem Benefit verbunden zu sein. Eine additive WBRT
zur IORT bei einem tumorfreien Schnittrand < 1 mm erscheint ausreichend sicher zu
sein.