Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2014; 11 - A129
DOI: 10.1055/s-0034-1375488

TARGIT A Studie: Risikoadaptierte additive Ganzbrustbestrahlung nach intraoperativer Radiotherapie (IORT) – bei einem tumorfreien Schnittrand < 1 mm oder < 10 mm?

E Sperk 1, W Eiermann 2, B Ataseven 3, S Pigorsch 4, M Sütterlin 5, C Belka 6, K Friese 7, P Feyer 8, J Blohmer 9, EF Solomayer 10, J Fleckenstein 11, M Kaufmann 12, C Rödel 13, T Park-Simon 14, M Bremer 15, J Vaidya 16, M Bulsara 17, M Baum 16, F Wenz 1
  • 1Universitätsmedizin Mannheim, Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie, Mannheim, Deutschland
  • 2Rotkreuzklinikum München, Frauenklinik, München, Deutschland
  • 3Klinikum Essen-Mitte, Frauenklinik, Essen, Deutschland
  • 4TU München, Strahlentherapie, München, Deutschland
  • 5Universitätsmedizin Mannheim, Frauenklinik, Mannheim, Deutschland
  • 6Ludwig Maximilians Universität München, Strahlentherapie, München, Deutschland
  • 7Ludwig Maximilians Universität, Frauenklinik, München, Deutschland
  • 8Sankt Gertrauden-Krankenhaus Berlin, Strahlentherapie, Berlin, Deutschland
  • 9Sankt Gertrauden-Krankenhaus Berlin, Frauenklinik, Berlin, Deutschland
  • 10Universitätsklinikum des Saarlandes, Frauenklinik, Homburg, Deutschland
  • 11Universitätsklinikum des Saarlandes, Strahlentherapie, Homburg, Deutschland
  • 12Universität Frankfurt am Main, Frauenklinik, Frankfurt am Main, Deutschland
  • 13Universität Frankfurt am Main, Strahlentherapie, Frankfurt am Main, Deutschland
  • 14Medizinische Hochschule Hannover, Frauenklinik, Hannover, Deutschland
  • 15Medizinische Hochschule Hannover, Strahlentherapie, Hannover, Deutschland
  • 16University College London Hospital, Oncology Center, London, England
  • 17University of Notre Dame Australia, Biostatistik, Australia, Australien

Zielsetzung: In der TARGIT A Studie wurde im Protokoll eine additive Ganzbrustbestrahlung (WBRT) zur intraoperativen Radiotherapie (IORT) bei einem tumorfreien Schnittrand von < 1 mm empfohlen. In Deutschland wurde die WBRT aufgrund der Auflagen vom BFS bei einem tumorfreien Schnittrand < 10 mm ergänzt. Wir analysierten die Auswirkungen dieser Strategie auf die Therapie und die Lokalrezidivrate.

Materialen und Methoden: Alle deutschen Fälle wurden vor der Operation randomisiert und erhielten die IORT direkt nach der Tumorexzision (pre-pathology stratum). Aufgrund dessen wurden zum Vergleich im internationalen Kollektiv ebenfalls nur die pre-pathology Fälle untersucht. Verglichen wurden die Rate von IORT+WBRT, die Lokalrezidivrate, brustkrebs-assoziierte Todesfälle und nicht-brustkrebs-assoziierte Todesfälle. Es wurde eine nicht-randomisierte post-hoc Analyse durchgeführt.

Ergebnisse: Eine additive WBRT wurde im TARGIT Arm fast doppelt so häufig in Deutschland im Vergleich zum internationalen Kollektiv durchgeführt (31,3% (96/306) vs. 17,4% (123/706)). Die 5-Jahres-Lokalrezidivrate war nahezu gleich (2,6% (95% CI 0,87 – 7,8)) vs. 1,9% (95% CI 0,81 – 4,5)). Es gab keinen signifikanten Unterschied bezüglich der brustkrebs-assoziierten Mortalität (2,5% (0,64 – 9,7) vs. 3,3% (1,7 – 6,4)) oder der nicht-brustkrebs-assoziierten Mortalität (0,78% (0,11 – 5,4) vs. 1,7% (0,8 – 3,7)).

Zusammenfassung: Die Ausdehnung der Indikation zur additiven WBRT bei einem tumorfreien Schnittrand von < 10 mm scheint nicht mit einem Benefit verbunden zu sein. Eine additive WBRT zur IORT bei einem tumorfreien Schnittrand < 1 mm erscheint ausreichend sicher zu sein.