Zielsetzung: Die Studie analysiert Tumordetektion und Tumorgröße bei Mammakarzinompatientinnen,
die eine positive persönliche Anamnese für ein invasives Mammakarzinom aufwiesen.
Material & Methoden: Ausgewertet wurden die Fälle aller Patientinnen, die zwischen 1990 und 2009 in der
Universitäts-Frauenklinik Basel mit einem nicht-inflammatorischen Mammakarzinom behandelt
wurden und die bei der Erstdiagnose der Erkrankung ≤70 Jahre alt waren (n = 1099).
92 Patientinnen (8,4%) hatten eine positive persönliche Anamnese bezüglich einer Mammakarzinomerkrankung
(kontralaterales metachrones Karzinom, n = 61; ipsilaterales intramammäres Rezidiv,
n = 31).
Ergebnisse: Das Intervall zwischen Erst- und Zweiterkrankung betrug 71,5 Monate (range, 3 – 324
Monate). Es bestanden keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich der Tumorgröße
(Ersterkrankung: 20 mm; Zweitkarzinom: 16 mm; p = 0,311).
Im Vergleich mit der Gruppe von Patientinnen ohne belastete Mammakarzinomanamnese
wurden die Tumoren der Patientinnen mit positiver persönlicher Anamnese signifikant
häufiger mit radiologischen Standardmethoden entdeckt (41,8% vs. 21,9%, p < 0,001)
und wiesen eine geringere Tumorgröße auf (19,7 mm vs. 26,7 mm, p < 0,001).
Bei Patientinnen mit positiver persönlicher Anamnese erfolgte die Detektion des Zweitkarzinoms
ähnlich häufig durch die Patientin selbst wie durch die zu Verfügung stehenden radiologischen
Verfahren in der Tumornachsorge (42,8% vs. 41,8%, p = 1,00). Die Zeitdauer zwischen
Erst- und Zweiterkrankung sowie die Größe des Erstkarzinoms hatten weder auf die Detektionsmethode
noch auf die Tumorgröße des Zweitkarzinoms signifikanten Einfluss.
Zusammenfassung: Die Leitlinien zur Nachsorge beim Mammakarzinom sehen einmal jährlich eine radiologische
Diagnostik der Mammae vor. Trotzdem wurden nur etwa 40% der Zweitkarzinome durch diese
Früherkennungsmassnahmen erfasst. Die klinische Untersuchung durch den Arzt und die
Selbstuntersuchung haben nach wie vor einen hohen Stellenwert in der Diagnostik von
Zweitkarzinomen.