Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2014; 11 - A114
DOI: 10.1055/s-0034-1375473

Estetrol – ein aktiver Estradiolmetabolit für den Einsatz in der Hormontherapie mit geringerem Brustkrebsrisiko?

S Schultz 1, H Seeger 2, AO Mueck 2, T Fehm 1, H Neubauer 1
  • 1Universitäts-Frauenklinik Düsseldorf, Heinrich-Heine Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland
  • 2Universitäts-Frauenklinik Tübingen, Eberhard-Karls Universität Tübingen, Tübingen, Deutschland

Einleitung: Estetrol (15-alpha-Hydroxyestriol, E4) ist ein endogener Estradiolmetabolit, der in hohen Konzentrationen hauptsächlich in der foetalen Leber gebildet wird und in frühen Studien als Marker für Risikoschwangerschaften, speziell mit vaskulären Komplikationen, untersucht wurde. Verschiedene Untersuchungen deuten daraufhin, dass E4 für die Hormontherapie einsetzbar ist und hier eventuell gar Vorteile gegenüber anderen Estrogenen besitzt da es nur geringe oder gar keine Wirkungen auf die Brust haben soll und somit das Brustkrebsrisiko unter Estetrolgabe vernachlässigbar sein könnte.

Material und Methoden: Die Proliferation von zwei Mammakarzinomzell-Linien (ZR 75 – 1 und HCC 1500) unter Estron (E1), Estradiol (E2), Estriol (E3) und Estetrol (E4) wurde mittels MTT und xCelligence untersucht. Die Rezeptorexpression von ER-alpha und ER-beta wurde mittels Western-Blot bestimmt.

Ergebnisse: Alle vier Estrogene bewirkten eine signifikante Stimulation der Zellproliferation im Konzentrationsbereich von 10 – 10 und 10 – 9 M. Estron zeigte bei beiden Konzentrationen signifikante schwächere Wirkungen als E2. Estetrol war in der niederen Konzentration signifikant weniger stimulierend als E2. ER-alpha wurde von allen Estrogenen signifikant hochreguliert mit einer tendenziell stärkeren Wirkung von E4. ER-beta wurde von allen vier Estrogenen ebenfalls signifikant hochreguliert, hier zeigte sich kein Unterschied zwischen den Estrogenen.

Schlussfolgerung: Nach unseren experimentellen Daten scheint Estetrol in niedrigen Konzentrationen eine leicht geringere Proliferation auf Mammakarzinomzellen auszuüben. Kein Unterschied findet sich allerdings hinsichtlich der Wirkung auf die Expression der Estrogenrezeptoren. Das Brustkrebsrisiko unter Estetrol beim Einsatz in der Hormontherapie sollte unbedingt in klinischen Studien überprüft werden.