Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2014; 11 - A108
DOI: 10.1055/s-0034-1375467

Effekte von Krafttraining auf Fatigue und Lebensqualität bei Brustkrebspatientinnen unter adjuvanter Strahlentherapie: Ergebnisse der randomisierten kontrollierten BEST Studie

M Schmidt 1, J Wiskemann 1, O Klassen 1, J Oelmann 2, H Hof 2, J Debus 2, C Ulrich 1, K Potthoff 2, K Steindorf 1
  • 1Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT), Heidelberg, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Deutschland

Zielsetzung:

Brustkrebspatientinnen leiden während und nach der Strahlentherapie häufig unter krebs- oder therapiebedingter Fatigue, die die Lebensqualität stark einschränken kann. Körperliches Training scheint Fatigue zu reduzieren und das Wohlbefinden zu verbessern. Jedoch wurden entsprechende Interventionen bei Brustkrebspatientinnen unter Strahlentherapie, insbesondere Krafttraining, noch wenig erforscht. Darum untersuchten wir die Effekte eines 12-wöchigen progressiven Krafttrainings bei Brustkrebspatientinnen parallel zur Strahlentherapie in einer randomisierten kontrollierten Studie.

Materialien und Methoden:

160 Patientinnen mit Brustkrebs (Stadien 0-III) wurden vor Beginn der adjuvanten Strahlentherapie randomisiert einem Krafttraining oder einem gruppenbasierten Entspannungstraining zugewiesen (2 × 1Std./Woche für 12 Wochen). Fatigue wurde mit dem multidimensionalen FAQ, Lebensqualität mit dem EORTC QLQ-C30/BR23 und Depression mit dem ADS erfasst. Pre-/post-Interventionsveränderungen wurden mittels ANCOVA Modellen analysiert.

Ergebnisse:

Die Intent-to-Treat-Analysen ergaben signifikante Gruppenunterschiede zugunsten des Krafttrainings bezüglich globaler Fatigue (Effektstärke ES = 0,33, p = 0,044) und physischer Fatigue (ES = 0,40, p = 0,013). Für die Bereiche der affektiven (p = 0,91) oder kognitiven (p = 0,65) Fatigue zeigten sich keine Effekte. Für Lebensqualität wurden signifikant stärkere Verbesserungen hinsichtlich der Rollenfunktion (ES = 0,35, p = 0,035) und Schmerzen (ES = 0,34, p = 0,040) in der Krafttrainings- gegenüber der Entspannungsgruppe gefunden. Es gab keinen signifikanten Interventionseffekt auf Depression.

Zusammenfassung:

Diese bisher größte randomisierte Trainingstherapiestudie bei Brustkrebspatientinnen unter Strahlentherapie zeigt, dass Krafttraining eine realisierbare, sichere und wirksame Strategie zur Reduzierung von Fatigue und zur Verbesserung der Lebensqualität darstellt. Da das Training mit einer anderen gruppenbasierten Intervention verglichen wurde, zeigen unsere Ergebnisse zudem, dass das Krafttraining positive Wirkungen hat, die über den psychosozialen Benefit eines gruppenbasierten Trainingsprogramms hinausgehen. Krafttraining sollte daher – neben Ausdauersport – ein integraler Bestandteil sporttherapeutischer Empfehlungen für Brustkrebspatientinnen werden.