Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2014; 11 - A105
DOI: 10.1055/s-0034-1375464

Vermeidung chemotherapieassoziierter Alopezie – gibt es Surrogatparameter für die Effektivität der sensorgesteuerten Kopfhautkühlung?

D Schaffrin-Nabe 1, A Josten-Nabe 1, U von Hehn 2, R Voigtmann 1
  • 1Onkologische Gemeinschaftspraxis, Prof. Voigtmann/Dr. Schaffrin-Nabe, Bochum, Deutschland
  • 2medistat GmbH, Kiel, Deutschland

Nach bereits dokumentierter Effektivität des Scalp coolings in Abhängigkeit von verschiedenen Zytostatikakombinationen unter standardisierter Durchführung stellt sich die Frage nach Surrogatparametern für den Erhalt des Kopfhaares.

203 Patienten mit diversen soliden Tumoren erhielten unterschiedliche Zytostatikaapplikationen mit simultaner Kopfhautkühlung. Das zahlenmäßig größte Patientenkollektiv mit einheitlicher onkologischer Grunderkrankung stellen die 113 Patientinnen dar, die kurativ aufgrund ihres Mammakarzinoms in Deutschland empfohlene (neo)adjuvante Therapieschemata erhielten. Neben der Alopeziegraduierung nach CTC wurde das Hauptaugenmerk der Analyse auf Kriterien wie internistische Komorbidität, Medikamente, Nikotinabusus, Menopausenstatus und trichologische Parameter gerichtet. Für diese Beurteilung wurde eine Subgruppe dieser 113 Patienten herangezogen, die einheitlich EC (4 × 3w) gefolgt von Taxol (12xw) erhielten.

Keinen oder nichtsichtbaren Haarausfall (Grad 0 – 1) entwickelten 76% der Patienten mit diversen soliden Tumoren und unterschiedlichen Therapien, 62% der 113 Patientinnen die kurativ mit diversen Chemotherapien bei Mammakarzinom behandelt wurden, und 70% der 53 einheitlich kurativ behandelten Mammakarzinompatientinnen. Anhand dieses Patientenkollektivs zeigte sich, dass prämenopausale Patientinnen (p = 0,009) und solche ohne internistische Komorbidität (p = 0,003) und ohne regelmäßige Medikamenteneinnahme (p < 0,001) einen signifikant besseren Haarerhalt aufwiesen. Trichologische Parameter, Haarbehandlung sowie Nikotinabusus nehmen keinen erkennbaren Einfluss auf den Haarerhalt.

Die sensorgesteuerte Kopfhautkühlung stellt eine effektive Bereicherung der Supportivtherapie dar. Neben der Abhängigkeit des Haarerhaltes von Chemotherapieregimen mit simultaner Kopfhautkühlung erlauben Surrogatparameter wie Menopausenstatus, internistische Komorbidität und Medikamenteneinnahme eine Aussage über die Vermeidung chemotherapieinduzierter Alopezie.

Nachfolgende histomorphologische Haarfollikelanalysen stellen einen zusätzlichen Ansatz dar, (ultra)strukturelle Eigenschaften als weiteren prädiktiven Marker für den Haarerhalt zu nutzen.