Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2014; 11 - A102
DOI: 10.1055/s-0034-1375461

Bakterielle Biofilme und Kapselkontraktur – Eine Internationale Multicenterstudie

U Rieger 1, G Djedovic 1, R Frei 2, M Haug 3, G Pierer 4, A Trampuz 5
  • 1Agaplesion Markus Krankenhaus, Klinik für Plastische & Ästhetische, Wiederherstellungs- und Handchirurgie, Frankfurt am Main, Deutschland
  • 2Universitätsspital Basel, Mikrobiologie und Labormedizin, Basel, Schweiz
  • 3Universitätsspital, Klinik für Plastische, Rekonstruktion, Ästhetische & Handchirurgie, Basel, Schweiz
  • 4Medizinische Universität Innsbruck, Klinik für Plastische, Rekonstruktion und Ästhetische Chirurgie, Innsbruck, Österreich
  • 5Universitätsmedizin Charité Berlin, Zentrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Berlin, Deutschland

Hintergrund: Bakterielle Biofilme auf der Oberfläche von Brustimplantaten können eine chronische Entzündungsreaktion hervorrufen, die letztendlich zu einer Kapselkontraktur führt. Entsprechend dieser vielbeachteten Hypothese zur Ursache von Kapselfibrosen wurde eine potentielle Korrelation zwischen bakteriellen Biofilmen, die auf Mammaimplantaten nachgewiesen wurden, und dem Auftreten von Kapselkontrakturen untersucht.

Methodik: Brustimplantate, die zwischen 2006 und 2010 an fünf teilnehmenden Institutionen für plastische und rekonstruktive Chirurgie explantiert wurden, wurden mittels einer sogenannten Sonikationsdiagnostik untersucht. Mikrobiologische Kulturen, die aus dem Sonikat gewonnen wurden, wurden mit Patientinnen- chirurgischen und Implantatcharakteristika korreliert.

Ergebnisse: In die Studie wurden insgesamt 121 Brustimplantate von 84 Patientinnen eingeschlossen. 50 Implantate wurden aus rekonstruktiver Indikation, 48 aus ästhetischer Indikation und 23 Expanderprothesen wurden temporär implantiert. Die mediane Implantatverweildauer betrug 4 Jahre (range 0,1 – 32 Jahre) für permanente Implantate und 3 Monate (range 1 – 6 Monate) für die Expanderprothesen. Nach Ausschluss von 9 Implantaten wegen klinischer Infektzeichen, führten 40 von 89 permanenten Implantaten (45%) zu einem positiven Keimnachweis durch die Sonikationsdiagnostik und 12 von 23 (52%)5) bei den Expanderprothesen. Eine positive Bakterienkultur nach Sonikation korrelierte statistisch hochsignifikant mit dem Grad der Kapselkontraktur nach Baker: Baker I (2 von 11 Implantaten), Baker II (2 von 10), Baker III (9 von 23) und Baker IV (27 von 45), (p < 0,001). Die am häufigsten isolierte Mikroorganismen waren Propionibacterium acnes (25 Implantate) und koagulase-negative Staphylokokken (21 Implantate).

Schlussfolgerung: Sonikation-Kulturen korrelieren mit dem Schweregrad der Kapselkontraktur. Dies bestärkt die weit verbreitete Hypothese, dass bakterielle Biofilme auf Implantatoberflächen eine wichtige Rolle in der Pathogenese der Kapselkontraktur spielen könnten.