Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2014; 11 - A74
DOI: 10.1055/s-0034-1375433

Estriol beeinflusst Wachstum, Genexpression und die Östrogen-Response Element Aktivierung in humanen Brustkrebszelllinien

C Lattrich 1, M Diller 1, S Schüler 1, S Buchholz 1, O Treeck 1, O Ortmann 1
  • 1Lehrstuhl für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Universität Regensburg am Caritas-Krankenhaus St. Josef, Regensburg, Deutschland

Zielsetzung: Die lokale Applikation von Estradiol (E2) zur Behandlung der vulvovaginalen Atrophie bei postmenopausalen Frauen erhöht die Konzentration von E2 im Serum. Dies ist besonders problematisch bei Mammakarzinompatientinnen, die mit einem Aromataseinhibitor behandelt werden. Eine vaginale Applikation von Estriol (E3) wird teilweise empfohlen, obwohl unklar ist wie das Wachstum von Brustkrebszellen durch E3 beeinflusst wird. In dieser Arbeit haben wir den Effekt von E3 auf das Wachstum und die Genexpression in zwei humanen Brustkrebszelllinien untersucht.

Materialien und Methoden: Wir setzten einen etablierten in vitro Zellkultur Assay ein und untersuchen den Effekt von E2 und E3 auf das Wachstum der Östrogenrezeptor alpha-positiven Brustkrebszelllinien MCF-7 und T-47D (Hormonkonzentrationen von 10-12 bis 10-7 M). Estriol Wirkungen auf die Genexpression haben wir mit Reportergen-Assays, RT-qPCR und Westernblot analysiert.

Ergebnisse: E3 zeigte deutliche Östrogenwirkungen und konnte das Wachstum von T-47D und MCF-7 Zellen ab Konzentrationen von 10-9 M (288 pg/ml) stimulieren. Im Hinblick auf die Aktivierung von Östrogen-Response Elementen in Brustkrebszelllinien waren die Effekte von E3 messbar ab 10-10 M. Die gleiche Konzentration von E3 erhöhte die Expression des Progesteronrezeptors und der Proliferationsgene cyclin A2, cyclin B1, Ki-67, c-myc und b-myb. Dies gibt Hinweise auf die zugrunde liegenden molekularen Mechanismen des beobachteten Wachstums.

Zusammenfassung: E3 kann ebenso wie E2 in niedrigen Konzentrationen eine Östrogenwirkung an Brustkrebszellen hervorrufen. Aufgrund dieser Beobachtungen sollte auch E3 zur Behandlung der vulvovaginalen Atrophie bei Brustkrebspatientinnen nur mit großer Vorsicht angewandt werden.