Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2014; 11 - A22
DOI: 10.1055/s-0034-1375381

Adjuvante Strahlentherapie nach brusterhaltender Operation beim Mammakarzinom: Hypofraktionierung mit simultan-integriertem Boost versus Standard-Fraktionierung: Eine geplante multizentrische, randomisierte kontrollierte Phase-III-Therapieoptimierungsstudie (HYPOSIB)

K Dellas 1, K Krockenberger 2, R Vonthein 3, I König 3, A Ziegler 3, J Dunst 1
  • 1Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Klinik für Strahlentherapie, Kiel, Deutschland
  • 2Universität zu Lübeck, Zentrum für Klinische Studien, Lübeck, Deutschland
  • 3Universität zu Lübeck, Institut für Medizinische Biometrie und Statistik, Lübeck, Deutschland

Hintergrund: Hypofraktionierung mit sequentiellem Boost gilt als Alternative zur konventionellen Fraktionierung bei der adjuvanten RT nach BET. Dadurch kann die Behandlungszeit von 7 Wochen auf etwa 5 Wochen verkürzt werden. Eine Kombination von Hypofraktionierung und simultan-integriertem Boost gilt als experimentell. Dadurch kann eine weitere Verkürzung der Behandlungszeit auf etwa drei Wochen erreicht werden. Die Vorläufer-Studie ARO-2010 – 01-Studie prüfte als erste deutsche Phase-II-Studie eine hypofraktionierte Bestrahlung mit integriertem Boost, zeigte eine problemlose Durchführbarkeit und sehr gute Verträglichkeit, eine weitere Phase-II-Studie (ARO-2013 – 04, ebenfalls als Vorbereitung für die Phase-III-Studie) rekrutiert.

Material und Methodik: Es handelt sich um eine multizentrische, offene, prospektive, randomisierte kontrollierte Phase-III-Therapieoptimierungs- und Nichtunterlegenheitsstudie. In die Studie aufgenommen werden Patientinnen mit Indikation zur Nachbestrahlung der Brust (ohne regionale LK-Stationen) nach brusterhaltender Operation. Das Tumorbett sollte durch Clipmarkierung identifizierbar sein. Bestrahlt wird die Brust (PTV Brust) mit 16 Fraktionen à 2,5 Gy, zusätzlich wird bei jeder Fraktion ein integrierter Boost mit 0,5 Gy appliziert, so dass im Boost-PTV eine Dosis von 48 Gy in 16 Fraktionen (äquivalent zu 50 Gy plus 10 Gy Boost bei 2 Gy Einzeldosis) erreicht wird. Grenzdosen („dose constraints“) sind einzuhalten für Lunge, Herz, Koronararterie (RIVA) und kontralateralen Drüsenkörper. Primäres Zielkriterium ist das progressionsfreie Überleben bei einer geplanten Fallzahl von 2324 Patientinnen. Sekundäre Zielkriterien sind: Zeit bis zum Auftreten eines lokalen Rezidivs, Zeit bis zum Tod (OS), Bestimmung der Sicherheit, Lebensqualität, kosmetisches Ergebnis und gesundheitsökonomische Aspekte.

Masterplan der Studie: Es liegt eine zustimmende Bewertung der Ethikkommission der Universität Lübeck vor. Einen Förderantrag haben wir im Februar 2013 an die Deutsche Krebshilfe gestellt. Vorbehaltlich eines positiven Bescheids wird der voraussichtliche Beginn der Studie das IV. Quartal 2014 sein. Die Rekrutierung der Patientinnen wird 36 Monate betragen, die Dauer der Behandlung pro Patientin 22 Behandlungstage (experimenteller Arm) bzw. 34 – 45 Behandlungstage (im Kontrollarm sind alle von der DEGRO empfohlenen Fraktionierungsregime erlaubt). Die Nachbeobachtung dauert max. 72 Monate. Voraussichtliches Ende der Studie wird 2022 sein. Zurzeit liegen von 32 Institutionen Absichtserklärungen bezüglich einer Studienteilnahme vor.

Schlussfolgerungen: Der wissenschaftliche Nachweis einer Nichtunterlegenheit einer hypofraktionierten Bestrahlung mit integriertem Boost und stark verkürzter Behandlungszeit im Vergleich zu einer Standard-Strahlentherapie in der adjuvanten Situation hätte weitreichende Bedeutung für das Mammakarzinom. Verbunden damit wären erhebliche Verbesserungen in der Nutzung vorhandener Ressourcen.