Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2014; 11 - A19
DOI: 10.1055/s-0034-1375378

Schwangerschaft – eine natürliche Impfung gegen tumorassoziierte Brustkrebsantigene?: Einfluss von Schwangerschaft und Stillzeit auf die T-Zell vermittelte Immunantwort gegen Mammakarzinom-spezifische Antigene (TAA)

M Boudewijns 1, A Krause 2, P Beckhove 2, C Sohn 1, C Domschke 1, F Schütz 1
  • 1Universitätsfrauenklinik, Heidelberg, Deutschland
  • 2Deutsches Krebsforschungszentrum, Heidelberg, Deutschland

Zielsetzung:

Epidemiologische Studien haben gezeigt, dass Schwangerschaften das Lebenszeitrisiko an Brustkrebs zu erkranken reduzieren. Gleichzeitig ist bekannt, dass Mammakarzinomzellen eine Reihe tumorassoziierter Antigene (TAA) überexprimieren, wie z.B. das carcinoembryonale Antigen (CEA), Mucin-1, oder Her2-neu.

Ziel der Studie ist es den Einfluss von Schwangerschaft und Stillzeit auf das Auftreten TAA-spezifischer T-Zellen, sowie auf die Immunantwort supprimierende regulatorische T-Zellen (Treg) zu untersuchen.

Materialien und Methoden:

Untersucht wurde die Existenz TAA-spezifischer T-Zellen von insgesamt 52 gesunden Spenderinnen und 65 Patientinnen mit Brustkrebs oder in-situ Karzinomen anhand eines IFN-y ELISpot gegen synthetische Peptide und Proteine bekannter tuomorspezifischer Antigene. Um den Einfluss regulatorischer T-Zellen zu untersuchen wurde der ELIspot-assay vor und nach Depletion von CD4+CD25+ regulatorischen T-Zellen durchgeführt.

Ergebnisse:

Bei den gesunden Spenderinnen (n = 40) nach zurückliegender Schwangerschaft konnte eine signifikant höhere TAA-spezifische T-Zell-Antwort gezeigt werden, als bei gesunden Nullipara, jeweils vor und nach Treg-Depletion. (p < 0,05)

Darüber hinaus war auch bei den an einem in-situ Karzinom erkrankten Patientinnen (n = 29) im Z.n. Schwangerschaft die TAA-spezifische T-Zellantwort signifikant höher als bei erkrankten Nullipara. (p < 0,05)

Gleiches gilt für Patientinnen mit einem invasiven Karzinom, wobei von allen untersuchten Subgruppen die Patientinnen mit histologisch gesicherten, invasiven Karzinom im Z.n. Schwangerschaft die höchste T-Zell-Immunantwort aufwiesen. (p < 0,05)

Zusammenfassung:

Die Ergebnisse implizieren eine durch Schwangerschaft ausgelöste T-Zell-Immunantwort als eine mögliche Erklärung für die protektive Wirkung hinsichtlich des Mammakarzinoms, da die T-Zell vermittelte Immunantwort in allen Subgruppen (gesund, in-situ-Karzinom, invasives Karzinom) deutlich höher bei den Patientinnen im Z.n. Schwangerschaft ausfällt. Zusammenfassend kann eine Schwangerschaft als eine natürliche Vakzinierung gegen brustkrebsassoziierte Antigene angesehen werden.