Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - A55
DOI: 10.1055/s-0034-1374790

Fetale akute myeloische Leukämie – Konsequenzen für die Mutter? – ein Fallbericht

EC Weiss 1, IC Lakovschek 1, U Lang 1, P Reif 1
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Graz

Hintergrund: Kongenitale Leukämie wird in den ersten 30 Lebenstagen diagnostiziert, wobei die Inzidenz mit 1 – 5 pro 1 Million Lebendgeburten sehr niedrig ist. Während das Management des Neugeborenen klar definiert ist, gibt es hinsichtlich des weiteren maternalen Managements keine klare Evidenz. Insbesondere die Frage nach einer möglichen mütterlichen Risikokonstellation bei ausgeprägter Plazentainfiltration bleibt unbeantwortet. Im folgenden Fallbericht einer akuten myeloischen Leukämie des Neugeborenen werden neonatales und maternales Management beleuchtet.

Fallbericht:

Eine 24-jährige Gravida II/Para 1 (BMI 40), mit seit der 28. SSW bekanntem GDM White A, wird am Geburtstermin zur Routinekontrolle vorstellig. Dabei wird eine diabetische Makrosomie (geschätztes Gewicht 5022 g) und Polyhydramnie diagnostiziert und die Patientin bei Z.n. Sectio zur Re-Sectio indiziert. Nach komplikationsloser Schnittentbindung eines 4920 g schweren Knaben, kommt es zur Adaptationsstörung mit Apgar von 4/7/8 bei unauffälligen Nabelschnur-pH-Werten. Es zeigt sich ein auffälliges livides Hautkolorit und eine Hepatosplenomegalie. Im Verlauf wird eine konnatale monoblastäre Leukämie (AML-FAB M4/5) diagnostiziert, welche mit Chemotherapie und allogener Stammzelltransplantation therapiert wird. Die histologische Untersuchung der Plazenta zeigte eine hochgradig übergewichtige Plazenta mit Zottenreifungsretardierung, kompensatorischer Chorangiose und Zeichen maternaler Durchblutungsstörung. Eine monoblastäre Infiltration des kindlichen Kompartiments ohne Durchbruch ins maternale Kompartiment wurde festgestellt. Die Mutter wird monatlich an der Abteilung für Hämatologie kontrolliert, dabei präsentierte sie sich immer in gutem Allgemeinzustand ohne B-Symptomatik. Die regelmäßigen Blutbildkontrollen (inkl. Differentialblutbild) waren unauffällig und eine FACS-Analyse ihres Blutes zeigte keinen Hinweis auf eine maligne Population, so dass bisher (5 Monate postpartum) auf mütterliche Therapiemaßnahmen verzichtet werden konnte. Schlussfolgerung: Auch wenn eine Plazentainfiltration der mütterlichen Seite bei dieser Erkrankung des Neugeborenen bis dato in der Literatur nicht beschrieben wurde, so ist eine Infiltration jedoch grundsätzlich denkbar. Der Plazentahistologie kommt bei konnatalen Krebserkrankungen bezüglich des weiteren maternalen Managements besondere Bedeutung zu. Der bisher unauffällige maternale Verlauf in unserem Fallbericht lässt hoffen, dass die Mutter keine hämatologische Erkrankung entwickeln wird.