Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - A50
DOI: 10.1055/s-0034-1374785

Ursachen von IUFTs in der Steiermark in den Jahren 2003 – 2011

T Schmölzer 1, P Klaritsch 1, U Lang 1, P Reif 1
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Universität Graz

Hintergrund: Ein intrauteriner Fruchttod (IUFT) stellt ein für die Eltern dramatisches Ereignis dar. Eine hohe Rate an Totgeburten ereignet sich in Entwicklungs- und Schwellenländern. Während in den letzten Jahren in diesen Ländern teilweise drastische Verbesserungen erzielt werden konnten, ist in den Industriestaaten, entgegen dem generellen Trend zur Verbesserung der medizinischen Versorgung, seit ca. 2 Dekaden eine Stagnation zu verzeichnen. In dieser Arbeit wurde versucht, Ursachen und assoziierte Risikofaktoren aufzuzeigen. Die erhobenen Daten sollen einen Beitrag zum Diskurs über Strategien zur Prävention von Fetaltoden darstellen. Methoden: Dies ist eine retrospektive Datenanalyse aller intrauterinen Fruchttode (gem. HebG §8 Abs 1), die sich im Zeitraum 2003 bis 2011 in der Steiermark ereigneten. Es wurden 346 Fälle identifiziert, wovon 55 einen medizinisch indizierten SS-Abbruch darstellten. Es erfolgte eine Erhebung von maternalen, fetalen und histopathologischen Daten. Ergebnisse: Im Untersuchungszeitraum lag eine durchschnittliche Rate an intrauterinen Fruchttoden von 3,72 pro 1000 Geburten vor. 244 Feten (83,8%) sind antepartual und 32 (11%) subpartual verstorben. Die mediane SS-Dauer betrug 32+1 SSW. Im Gesamtkollektiv (n = 291, exklusive SS-Abbrüche) wurden hinsichtlich potentieller Risikofaktoren bei 60 Patientinnen ein maternales Alter über 35 Jahre (20,6%), bei 56 Patientinnen (19,2%) eine endokrinologische Erkrankungen, in 39 Fällen (13,4%) eine Adipositas mit BMI> 30 und in 28 Fällen (9,6%) eine Mehrlingsschwangerschaften identifiziert. Die häufigsten Todesursachen stellten die Plazentainsuffizienz (n = 81, 27,8%), die vorzeitige Plazentalösung (n = 47, 16,2%) und das Amnioninfektionssyndrom (n = 36, 12,4%) dar. In 12,7% (n = 44) der Todesfälle konnte keine Ursache gefunden werden. In der Gruppe der subpartual verstorbenen Feten (n = 32) ist das Amnioninfektionssyndrom mit 34,4% (n = 11) die häufigste Todesursache. Des Weiteren lag im Gesamtkollektiv in 33,0% (n = 96) eine Wachstumsrestriktion vor. Dabei handelte es sich in 34,4% (n = 33) um pränatal diagnostizierte SGA-Feten und in 42,7% (n = 41) um IUGR-Feten. In 22,9% (n = 22) der wachstumsrestringierten Feten wurde die Diagnose erst post mortem gestellt.

Die Aufklärungsraten hinsichtlich der Todesursache durch die pathologischen Befunde und nach Zusammenführen aller sonstigen verfügbaren Befunde divergiert signifikant (60,7% vs. 87,3%; p < 0,0001). Conclusio: Obwohl die erhobene Rate der IUFTs im internationalen Vergleich als zufriedenstellend bezeichnet werden kann, lassen niedrigere Raten in anderen High-Income Staaten vermuten, dass eine weitere Verbesserung möglich wäre. Da die meisten Feten antepartual verstarben, sollte vor allem im antenatalen Management und Monitoring ein Schwerpunkt gesetzt werden. Hierbei sollte insbesondere eine Intensivierung der Überwachung aller Parameter, die auf eine Plazentainsuffizienz hindeuten, diskutiert werden. In der antepartualen Überwachung stellen vor allem die frühzeitige Erkennung des AIS, sowie die Prävention der Immaturität die Herausforderungen der Zukunft dar.