Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - A48
DOI: 10.1055/s-0034-1374783

Neonatales Outcome und das Risiko perinataler Mortalität bei isolierter singulärer Nabelschnurarterie

C Pencik 1, P Krenn 1, V Handler 1, M Riegler-Keil 1
  • 1Semmelweis Frauenklinik, Wien

Fragestellung: In der Literatur wird für singuläre Nabelschnurarterien (SUA) eine Inzidenz von 0,5 – 2% angegeben. Feten mit SUA zeigen ein erhöhtes Risiko für strukturelle und chromosomale Abberationen (20 – 30%), wenn gleichzeitig andere zusätzliche sonographische Auffälligkeiten vorhanden sind. In überwiegender Zahl (65%) tritt eine SUA isoliert auf (iSUA). Bei isoliertem Auftreten besteht lediglich ein geringgradig erhöhtes Risiko für chromosomale und strukturelle Aberrationen (ca. 1%), jedoch eine erhöhte Rate an IUGR und Frühgeburtlichkeit. Wie sich die iSUA auf die perinatale Mortalität und Morbidität in Einlingsschwangerschaften auswirkt, ist Gegenstand der vorliegenden retrospektiven Datenanalyse. Methodik: An der Semmelweis Frauenklinik Wien wurden vom 1.1.2007 bis 31.12.2013 alle Fälle von singulären Nabelschnurarterien retrospektiv erfasst. In diesem Zeitraum fanden an der Klinik insgesamt 15.866 Einlingsgeburten statt. Während der Schwangerschaft erhielt die überwiegende Zahl der Frauen in der 21.-23.SSW ein routinemäßiges Organscreening. Sämtliche dieser Ultraschalluntersuchungen wurden von erfahrenen Untersuchern der OEGUM-Stufe-II durchgeführt. In der genannten Zeitspanne konnten 119 Fälle einer SUA pränataldiagnostisch entdeckt werden; in 103/119 Schwangerschaften mit SUA ist der peripartale bzw. postnatale Verlauf bekannt. Das kindliche Outcome wurde anhand folgender Parameter evaluiert und mit dem Gesamtkollektiv der Abteilung im selben Zeitraum verglichen: IUFT, Gestationsalter bei Geburt, Geburtsgewicht, Notwendigkeit einer sekundären Schnittentbindung wegen fetalem Distress, APGAR-Werte, Verlegung des Neugeborenen an eine NICU. Für den Vergleich wurden die abteilungseigenen Daten des TILAK-Geburtenregisters herangezogen.

Ergebnisse: Von insgesamt 119 Kindern mit SUA hatten 108 (90,8%) eine sonographisch diagnostizierte isolierte singuläre Nabelschnurarterie. Die übrigen 11 Feten (9,2%) zeigten zusätzliche Major-Fehlbildungen wie Trisomie 18 oder komplexe Fehlbildungssyndrome. In 92/108 Fällen von iSUA ist neben dem Organscreening der weitere prä- und postnatale Verlauf bekannt. Das durchschnittliche Schwangerschaftsalter bei Geburt lag bei 39+4 SSW, sechs Kinder wurden vor SSW 37+0 (6,5%), davon vier Kinder vor SSW 34+0 (4,35%) geboren. Das mittlere Geburtsgewicht betrug 3185 g. Zum Zeitpunkt der Geburt waren 76,1% (n = 67) der Kinder normgewichtig (> 10.Perzentile, < 90.Perzentile), in 9 Fällen (9,8%) lag das Geburtsgewicht unterhalb der 3. Perzentile, in 18 Fällen (19,6%) unterhalb der 5. Perzentile. Der 5-Minuten APGAR ergab im Mittel 9,5; die Anzahl der sekundären Schnittentbindungen belief sich auf 16,9% (n = 15). In 6 Fällen (6,5%) war wegen Anpassungsstörungen bzw. Frühgeburtlichkeit eine postnatale Verlegung auf die neonatale Intensivstation erforderlich, keines der Kinder mit isolierter singulärer Nabelschnurarterie verstarb während der Neonatalperiode. In 2 Fällen kam es zu einem intrauterinen Fruchttod um den Geburtstermin (39.,41.SSW). In beiden Fällen lag das Geburtsgewicht unter der 5. Perzentile. Schlussfolgerung: Feten mit iSUA haben ein erhöhtes Risiko für ein vermindertes Geburtsgewicht sowie perinatale Mortalität und Morbidität. Zur frühzeitigen Diagnose einer möglichen intrauterine Mangelversorgung im 3. Trimenon werden deshalb bei Schwangerschaften mit iSUA regelmäßige sonographische Verlaufskontrollen empfohlen.