Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - A43
DOI: 10.1055/s-0034-1374778

Schwangerschaftsassoziiertes transientes Knochenmarksödem im 3. Trimenon: ein Fallbericht

E Lunzer-Mühl 1, G Bogner 1, D Wertaschnigg 1, T Fischer 1
  • 1Universitätsklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Paracelsus Medizinische Universität

Fragestellung: Das transiente Knochenmarksödem in der Schwangerschaft ist ein seltenes Ereignis. Betroffen sind vor allem Erstgravida im 3. Trimenon. Es handelt sich dabei um eine selbstlimitierende idiopathische transiente lokale Demineralisierung vorwiegend des Hüftknochens. Klinisch fallen die Patientinnen durch plötzlich einsetzende zumeist unilaterale bewegungsabhängige Schmerzen ohne erinnerliches Trauma auf. Die Beschwerdesymptomatik wird häufig als harmlose schwangerschaftsbedingte vertebragene Ursache verkannt. In konventionellen Röntgenaufnahmen finden sich oft keine Auffälligkeiten. Im MRI zeigen sich typische Signalveränderungen. Aufgrund der unspezifischen Symptomatik ist differentialdiagnostisch an eine Coxitis, Symphysenlockerung oder die seltene Schwangerschaftsassoziierte Osteoporose zu denken. Methodik: Kasuistik. Ergebnisse: Eine 31- Jährige Patientin mit monochorial-diamnioter Geminigravidität in der 31. SSW stellt sich aufgrund einer progredienten schmerzhaften Bewegungseinschränkung im Bereich beider Hüften vor. Die Symptomatik hat in der 29. SSW plötzlich ohne erinnerliches Trauma begonnen. Als Nebenbefund zeigen sich eine milde Präeklampsie und cervixwirksame vorzeitige Wehentätigkeit, welche leitliniengerecht therapiert werden. Während des stationären Aufenthalts wird die Patientin schmerzbedingt zunehmend immobil. In der 34. SSW wird die Patientin bei V.a. vorzeitige Plazentalösung von zwei eutrophen Frühgeborenen per Notsectio entbunden.

Postoperativ bessert sich die Schmerzsymptomatik an beiden Hüften nicht, sodass keine ausreichende Mobilisierung erreicht werden kann. In der physikalisch- neurologischen Untersuchung wird eine schmerzbedingte Einschränkung der Hüftinnenrotation und -adduktion ohne motorische oder sensible Defizite festgestellt. Im konventionellem Hüftröntgen zeigt sich keine Veränderung. In der Kernspintomografie kommt das typische Bild eines inhomogenen Knochenmarksödems mit geringgradigen Begleitergüssen an beiden Femurköpfen zur Darstellung. Nach Ausschluss von generalisierten Knochenveränderungen mittels Osteodensitometrie wird neben einer suffizienten analgetischen Therapie mit einer ausreichenden Vitamin D – und Calciumsubstitution begonnen. Zusätzlich erhält die Patientin eine Physiotherapie. Die Patientin ist bei Entlassung mit Krücken mobil. Unter ambulanter, physiotherapeutischer Behandlung wird eine Kontrolle in 6 Monaten vereinbart. Schlussfolgerung: Der vorliegende Fall soll bei persistierenden skelettären Beschwerden im 3. Trimenon an das seltene Knochenmarksödem erinnern. Eine zeitnahe Abklärung mittels MRI und Therapie kann den Patientinnen die Symptomatik lindern.