Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - A36
DOI: 10.1055/s-0034-1374771

Schwangerschaften bei Frauen mit zusätzlichen Hochrisikofaktoren nach Nierentransplantation

A Farr 1, Y Bader 1, P Husslein 1, F Mühlbacher 1, G Böhmig 1, M Margreiter 1
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Abteilung für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin, Medizinische Universität Wien

Fragestellung: Schwangerschaften nach Nierentransplantation (NTX) haben ein hohes Risiko für Mutter und Kind. Diese Studie berichtet über Schwangerschaften bei nierentransplantierten Frauen mit zuätzlichen Komplikationen und/oder Komorbiditäten. Methodik: Unsere Klinik verfügt über eine Datenbank aller Patienten, welche zwischen 1999 und 2013 an unserem Zentrum eine NTX erhielten. Diese Datenbank wurde retrospektiv nach Frauen im reproduktionsfähigen Alter (18 – 49 Jahre) durchsucht. Die Studie inkludiert jene dieser Frauen, welche daraufhin schwanger wurden. Geburtshilfliche, urologische, chirurgische und internistische Komplikationen wurden erhoben. Das Resultat der Schwangerschaft, perinatale Komplikationen sowie Kurz- und Langzeitauswirkungen auf das Transplantat wurden erhoben. Deskriptive Datenanalyse, Chi-Quadrat-Test, Student's t-Test und One-Way-ANOVA wurden durchgeführt. Ergebnisse: Dreizehn von 248 nierentransplantierten Frauen im reproduktionsfähigen Alter wurden schwanger. Dies resultierte in 15 Geburten mit 16 Neugeborenen. Zehn Patientinnen (77%) zeigten zusätzliche Risikofaktoren zusätzlich zur vorangegangenen NTX. Diese beinhalteten eine ebenso vorangegangene Herztransplantation, einen vorangegangenen Herzinfarkt, zwei postoperative Lymphozelen, die Undichtheit einer Uretereanastomose, eine Hydronephrose, zwei vesikoureteralen Refluxe, eine Zwillingsschangerschaft, eine Plazenta prävia und percreta, sowie dreimalig das Auftreten von Hypertonie. Die Patientinnen mit zusätzlichen Risikofaktoren hatten 12 Schwangerschaften mit 13 Neugeborenen. Die mittlere Zeit zwischen der NTX und der Geburt lag bei 79 ± 36 Monaten. Die Sectiorate lag bei 67%, die Frühgeburtsrate (< 37+0 SSW) bei 47%. Das mittlere Gestationsalter bei Geburt lag bei 37 ± 3 SSW. Der mittlere Kreatininwert war höher bei jenen Frauen, die Frühgeburten hatten und zum Zeitpunkt der Geburt älter waren. Alle Patientinnen zeigten eine adäquate Transplantatfunktion nach einem Beobachtungszeitraum von 128 ± 50 Monaten. Schlussfolgerung: Die meisten schwangeren Frauen nach NTX haben zusätzliche Risikofaktoren. Zufriedenstellende Resultate dieser Hochrisiko-Schwangerschaften sind unter einer interdisziplinären Betreuung möglich. Die gute Funktion des Transplantats ist obligat und die präpartale Evaluierung des Urogenitaltrakts ist empfehlenswert.