Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - A35
DOI: 10.1055/s-0034-1374770

Komplikationsfreie Geburt ohne Folgeschäden nach neoadjuvanter Chemotherapie ab dem 2. Trimenon

I Duduleanu 1, U Denison 1, P Sevelda 1
  • 1Krankenhaus Hietzing, Wien

Fallbericht: An unserer Station präsentierte sich im August 2012 eine 39-jährige I-Para, II-Gravida in der 17. SSW mit einem selbst palpierten Knoten (li. Brust). Die Familienanamnese ergab ein Mamma-Ca der Schwester im 40. Lebensjahr. Befund: 4 cm großer Knoten im li. oberen, äußeren Quadranten; axilläre LK palpatorisch frei. Biopsie: niedrig differenziertes, invasives, ductales Mamma-Ca NOS, Grad 3, ER & PR neg., HercepTest +++, Ki67 60%.

In der 16+6 SSW wurde eine neoadjuvante Chemotherapie mit 4 Zyklen EC (Epirubicin, Cyclophosphamid) begonnen. Bereits nach Abschluss des 2. Zyklus EC war der Tumor nicht mehr palpabel. Die Schwangerschaft wurde engmaschig überwacht. Der Fetus entwickelte sich unauffällig. Auch das Organscreening in der 21+4 SSW war unauffällig. In der 22+6 SSW erfolgte die US-gezielte Clipmarkierung des Tumors. Anschließend waren 4 Zyklen Taxotere (Docetaxel) geplant. In der 28+4 SSW erhielt die Patientin den 1. Zyklus Taxotere. Im weiteren Verlauf kam es darunter lediglich zu Schleimhautveränderungen Grad 2 – 3 im Nasen-/Rachenbereich. Die zu erwartete Alopezie blieb jedoch aus. Der 4. Zyklus Taxotere wurde aufgrund des anstehenden Geburtstermins nicht durchgeführt. In der 38+5 SSW kam es zur Spontangeburt eines gesunden, reifen Knabens (3648 g, L 52 cm, KU 35 cm, APGAR 10/10/10, NA-pH = 7,22). Auf die Gabe von Herceptin während der Schwangerschaft wurde aufgrund der unzureichenden klinischen Datenlage verzichtet. Somit wurde erst nach primärem Abstillen die Therapie mit Herceptin eingeleitet. Die TE mit SNB erfolgte 4 Wochen post partum. Der histologische Befund ergab ein DCIS; nach neoadjuvanter Chemotherapie als CR geltend; Grad 3, ER 60% (Allred 6), PR 25% (Allred 5); SNB (0/4). UICC: pTis, L0, V0. Die Radiatio erfolgte 8 Wochen post partum mit 50 Gy. Die Herceptin-Therapie wurde postpartal für 1 Jahr durchgeführt. Des Weiteren erhielt die Patientin eine antihormonelle Behandlung mit Nolvadex/Zoladex, sowie zusätzlich 2x jährlich Zometa. Die Patientin ist bis zum heutigen Tag tumorfrei. Das Kind zeigt eine unauffällige Entwicklung. Conclusio: Es konnte gezeigt werden, dass Chemotherapien in der Schwangerschaft verabreicht werden können (1). Basierend auf retrospektiven Studien führt die vorzeitige Beendigung einer Schwangerschaft vor der 34. SSW lediglich zu Komplikationen beim Fetus. Folgende Annahmen sollten jedoch eingehalten werden: engmaschige Kontrollen während der Schwangerschaft und der kindlichen Entwicklung sind indiziert.

Referenzen: J. K. Litton et al., Oncologist 18, 369 (2013).