Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - A31
DOI: 10.1055/s-0034-1374766

Corpuscarcinom: Ein Fallbericht mit unbehandelten Verlauf

B Wolff 1, E Petru 1, P Regitnig 1, M Aschauer 1, H Stettner 1
  • 1Universitätsfrauenklinik Graz, Graz

Fragestellung: Wie ist der natürliche Verlauf eines undifferenzierten, unbehandelten Endometrium-Karzinoms? Fallbericht: Eine 49-jährige Nullipara wurde wegen seit 2 Monaten bestehender Menometorrhagie vorstellig. Bei der Erstuntersuchung zeigte sich vaginalsonografisch ein inhomogenes, 36 mm dickes Endometrium mit suspekter myometrialer Invasion (Verdacht auf FIGO Ia). In der durchgeführten Aspirationsbiopsie wurde ein undifferenziertes endometroides Adenokarzinom diagnostiziert. Kolposkopie, physikalische Untersuchung, Thoraxröntgen und Abdominalsonografie erbrachten keinen Hinweis auf Metastasierung – MRT oder CT wurden von Patientin verweigert, ebenfalls die operative Therapie. 9,2 Monate später wurde die Patientin mit klinischen Zeichen pelviner, abdomineller, mediastinaler, supraclavikulärer und Lungenmetastasen vorstellig. Diese wurden via Bildgebung und bei der folgenden Operation (ausgedehnter Primärtumor des Corpus uteri, Lebermetastasen, Peritonealkarzinose) bestätigt. Ergebnisse: Bei der ersten Untersuchung war die Tumorausdehnung 36 × 36 mm. 266 Tage später fanden sich im CT und MRT 24 Läsionen im Bereich der Brust, des Abdomens und des Beckens. Die Tumormasse wurde als Summe aller berechnet. Durch die folgende Formel errechnete man das Tumorvolumen über die Zeit (dV) vom Zeitpunkt t (= Tag 0) bis Tag dt (Tag 266) in Proportion (=λ= Wachstumsparameter) zum Tumorvolumen bei Diagnosezeitpunkt = V(t)

dV =λ x V(t) x dt

Das Tumorvolumen am Tag 0 wurde mit 46,7ccm und am Tag 266 mit 1270,8ccm berechnet. Die Verdoppelungszeit betrug 56± 3,5 Tage (Standardabweichung). Diskussion:

In diesem Fallbericht wurde das rasche Tumorwachstum klinisch und radiologisch dargestellt, sowie ein hypothetisches Modell für das Wachstum erstellt. Dieses seltene Beispiel zeigt, dass die Verzögerung einer definitiven onkologischen Therapie auch beim Endometriumkarzinom unter Umständen zu letalen Folgen führen kann.