Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - A27
DOI: 10.1055/s-0034-1374762

Postoperative Extension einer neoadjuvanten Chemotherapie bei Brustkrebspatientinnen – eine retrospektive Analyse.

J Ott 1, R Bartsch 1, P Dubsky 1, C Singer 1, R Promberger 1
  • 1Medizinische Universität Wien, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Klinische Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin

Fragestellung: Der Wert einer postoperativen Extension einer neoadjuvanten Chemotherapie im Rahmen der Brustkrebstherapie ist nach wie vor unklar. Ziel war es, klassische prädiktive Faktoren inklusive den Luminalen und zusätzlich den Faktor einer postoperativen Extension einer neoadjuvanten Chemotherapie für das „event-free survival“ (EFS) und das Gesamtüberleben („overall survival“, OS) zu evaluieren. Methodik: In eine retrospektive Analyse wurden 191 Patientinnen, die wegen Mammakarzinoms mit neoadjuvanter Chemotherapie behandelt worden waren, inkludiert (30 mit pathologischer Komplettremission, pCR, 161 ohne pCR). Frauen mit primär metastasiertem Geschehen, Hautinfiltration und/oder ulzeriertem Mammakarzinom wurden ausgeschlossen. Die Entscheidung über die Anwendung einer postoperativen Chemotherapie-Extension war vom lokalen interdisziplinären Tumorboard auf Basis individueller Patientinnen- und Tumorcharakteristika gefällt worden. Ergebnisse: Innerhalb der Nachsorge (mediane Dauer 54,3 Monate, IQR 31,2 – 80,3) kam es zu 46 Rezidiven (28,6%) und 19 Todesfällen (11,8%). Beim Vergleich von Patientinnen mit und ohne pCR fand sich kein Unterschied bezüglich EFS und OS (p = 0,263 und p = 0,755 in Logrank-Tests). Bei einer Analyse der Patientinnen, die nach neoadjuvanter Chemoptherapie keine pCR erreicht hatten, erzielten Frauen mit triple-negativen Tumoren ein deutlich schlechteres OS als Patientinnen mit non-Luminalen/Her2-positiven Tumoren oder Patientinnen mit Luminalen Tumoren (p = 0,023 in der Breslow-Analyse). Ein ähnliches Ergebnis wurde für das EFS gefunden. Cox-Regressionsmodelle wurden angewandt, um prädiktive Modelle für den Behandlungserfolg zu finden. Für das EFS waren triple-negative Tumoren (p = 0,014) und ein positiver Lymphknotenstatus (p = 0,04) mit schlechterem Ergebnis vergesellschaftet. Für das OS war lediglich die postoperative Chemotherapie-Extension relevant: Sie ging mit einem signifikant schlechteren Überleben einher (ß= 1,437 für den Todesfall, p = 0,029). Schlussfolgerung: Das Eintreten einer pCR war nicht prädiktiv für den Erfolg der neoadjuvanten Chemotherapie. Wir führen das auf die hohe Anzahl biologisch unaggressiver Tumoren in unserem Kollektiv zurück. Die postoperative Chemotherapie-Extension war nicht in der Lage, die negativen Effekte einer hohen Tumorlast bei Patientinnen ohne pCR auszugleichen. Im Gegenteil zu dieser Annahme muss sie aufgrund ihres negativen Einflusses auf das OS als potentiell schädigend angesehen werden.