Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - A26
DOI: 10.1055/s-0034-1374761

Partielle Hohe Kolpokleisis nach Latzko zur Versorgung einer rectovaginalen Fistel nach Radikaloperation und Chemotherapie wegen Ovarialkarzinom – Ein Fallbericht

V Kolovetsiou-Kreiner 1, J Pfeifer 2, T Aigmüller 1, K Tamussino 1
  • 1Univ.-Frauenklinik, Medizinische Universität Graz
  • 2Univ.-Klinik für Chirurgie, Medizinische Universität Graz

Einleitung: Ziel einer operativen Sanierung einer Rektovaginalfistel nach Chemotherapie und Voroperationen wegen Ovarialkarzinoms ist eine sichere Versorgung und Behebung der Symptomatik bei möglichst minimaler chirurgischer Invasivität. Wir beschreiben den Verschluss einer solchen Fistel durch eine partielle hohe Kolpokleisis nach Latzko. Fallbericht: Eine 73-ährige Patientin (P1) wurde wegen eines Ovarialkarzinoms FIGO III einer en bloc Hysterektomie mit Sigmaresektion sowie pelvin und paraaortaler Lymphadenektomie unterzogen (R0). Am 6. postop. Tag wurde wegen Anastomoseninsuffizienz eine endständige Colostomie angelegt. 20 Tage nach der Reoperation wurde die adjuvante Chemotherapie (Carboplatin und Paclitaxel) begonnen; 6 Zyklen wurden verabreicht. Bevacizumab wurde im Rahmen der letzten drei Zyklen mitverabreicht. Vier Wochen nach Abschluss der Chemotherapie wurde die Colostomie rückoperiert mit ausgedehnter Adhäsiolyse, Resektion und Reanastomose eines 20 cm langen Dünndarmsegments und Reanastomose des Rektosigmoids. Eine Woche postoperativ kam es zu Stuhlabgang aus der Scheide. Die Spekulauntersuchung zeigte eine ca. 2 cm Rectovaginalfistel am Apex des Vaginalstumpfes mit reichlich Stuhlaustritt (Wexner Score 20). Ein Rectal-Stent wurde endoskopisch platziert aber schlecht toleriert und nach 12 Tagen entfernt. Nach ausführlichen Konsultationen über die Möglichkeiten eines Fistelverschlusses und Einleitung einer oralen Östrogentherapie wurde vier Wochen nach der Rückoperation eine partielle hohe Kolpokleisis nach Latzko durchgeführt. Dabei wurden die oberen 3 cm der inzwischen gut östrogenisierten Scheide deepithelialisiert und mit 3 Nahtreihen koaptiert. Die Operation und der postoperative Verlauf waren komplikationslos. Die Östrogentherapie wurde fortgeführt. Die Untersuchung 2 Monate nach der Latzko-Operation zeigte einen ca. 8 cm langen, gut östrogenisierten Scheidenblindsack, eine blande Narbe am Scheidenapex und keine Zeichen einer Fistel (Wexner-Score 9). Schlussfolgerung: Eine partielle Kolpokleisis nach Latzko kann zur Sanierung einer Rectovaginalfistel bei nichtbestrahlten aber multipel voroperierten Patienten mit gynäkologischen Malignomen in Betracht gezogen werden. Vorteile sind kurze OP-Zeit und minimale Invasivität. Die Latzko Operation wird meist zum Verschluss hochsitzender Vesikovaginalfisteln nach Hysterektomie angewandt [Reiffenstuhl, TeLinde] jedoch beschrieb Latzko selbst bereits in der Erstpublikation [1914] die Sanierung einer Rectovaginalfistel.