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DOI: 10.1055/s-0034-1374747
Intensivpflichtige Hyponatriämie nach Fehldosierung von Desmopressin
Case Report: Patientin H.A., geboren 1997 wurde wegen Polydipsie und Polyurie urogynäkologisch abgeklärt. Diese Symptomatik wird seit dem 4. Lebensjahr beschrieben. Eine Abklärung war in der Kindheit ansatzweise über den Pädiater erfolgt. Befunde:
Urodynamische Untersuchung: stabile Zystometrie, kein Blasengefühl bis zur Blasenfüllung von 300 ml, Urethraverschlussdruck in Ruhe 59 cm H20. MRI des Gehirns, der Sellaregion und Nebennierenrinde ohne Auffälligkeiten. Serumelektrolyte: Normbereich Harnosmolarität: 79 mosmol/kg Harnnatrium: < 20mval/l. Ein Durstversuch als Differentialdiagnose primäre Polydipsie/Diabetes insipidus wurde von der Patientin abgelehnt. Unter der klinischen Verdachtsdiagnose eines Diabetes insipidus wurde eine Therapie mit Desmopressin Tabletten 0,1 mg einmalig abends begonnen. Verlauf: Eine Wiederaufnahme der Patientin erfolgte 2 Tage danach im somnolenten Zustandbild. Der Aufnahmebefund ergab eine Hyponatriämie von 124 mmol/l. Nach Verabreichung von Furosemid, langsamer Natriumsubstitution und Überwachung auf der IMCU (intermediate care unit) kam es zur Vigilanzbesserung innerhalb von 24h. 48h nach Aufnahme ergab eine Kontrolle der Serumelektrolyte wieder Normwerte. Aus der Anamnese konnte nun mit der Patientin erhoben werden, dass eine Änderung der Medikamentendarreichung auf Desmopressin Nasenspray durch den Hausarzt erfolgte. Die Patientin hatte zur sicheren Wirkung pro Nasenloch je 2 Hübe verwendet. Außerdem hatte die Flüssigkeitsaufnahme nicht eingeschränkt.
Hyponatriämie
Symptome Hyponatriämie
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Übelkeit, Erbrechen
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Schwindel, zunehmende Schwäche
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Adynamie, verlangsamte Sprache
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Krampfanfall, Somnolenz, Koma
Untersuchungen bei Hyponatriämie
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Serumkreatinin
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Serumosmolalität, Urinosmolalität
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Serumnatrium, Serumkalium
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Urinnatrium, Urinkalium, Urinvolumen/zeit
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keine ADH Bestimmung
Therapie Hyponatriämie
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Korrekturen langsam durchführen (max 0,5mEq/l/h)
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akute symptomatische Hyponatriämie kann initial schneller ausgeglichen werden initial 1,5mEq/l/h für 2 – 3h, dann max 0,5 mEq/l/h
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engmaschige Kontrollen (alle 2h) durch Serumnatriumbestimmung
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bei Hypervolämie niedrigdosierte Diuretikagabe
Schlussfolgerung: Bei Patientinnen mit Desmopressin Therapie sind klare Dosierungsanweisungen mit Vermerk der Flüssigkeitsrestriktion bei Medikamenteneinnahme nötig. Eine engmaschige (täglich/7Tage) Elektrolytkontrolle sollte nach Einnahmebeginn ambulant erfolgen. In einem urogynäkologisch tätigen Team muss das Management dieser seltenen, aber typischen Komplikation implementiert sein.