Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - A10
DOI: 10.1055/s-0034-1374745

Minimal-invasive Resektion der tief infiltrierenden Endometriose – eine retrospektive Analyse

G Hudelist 1, N Fritzer 1, A Tammaa 1, A Krell 1, F Berger 2, N Szabo 3, P Lozano 1, M Kurleto 1, H Salzer 1
  • 1Wilhelminenspital Wien, Zertifiziertes Endometriosezentrum Stufe III, Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe
  • 2Wilhelminenspital Wien, Zertifiziertes Endometriosezentrum Stufe III, Abteilung für Chirurgie
  • 3Wilhelminenspital Wien, Zertifiziertes Endometriosezentrum Stufe III, Abteilung für Urologie

Fragestellung: Evaluierung des peri/postoperativen Verlaufs bei radikaler laparoskopischer Resektion tief infiltrierender Endometriose (TIE) mit Blasen-, Scheiden- und/oder Darmbeteiligung an einem zertifizierten Zentrum mit interdisziplinärer Betreuung. Methodik: Im Rahmen der retrospektiven Kohortenstudie wurden im Zeitraum von Jänner 2012 bis Jänner 2014 von 112 Patientinnen mit TIE, Parameter wie Art des chirurgischen Eingriffs, OP-Dauer, Komplikationsraten, prä- und postoperative Hämoglobindifferenz und Aufenthaltsdauer analysiert. Ergebnisse: Das Durchschnittsalter der Patientinnen zum Zeitpunkt der Operation lag bei 30,4 Jahren. Die Lokalisation der TIE betraf das Rectosigmoid in 62/112 (55%), Scheide 32/112 (29%), Blase und/oder Ureter mit sekundärer Hydronephrose in 18/112 (16%) der Fälle. Die Resektion der Darmendometriose wurde in 36 (58%) der Fälle mittels nervensparender anteriorer Rectumsegmentresektion mit End-zu-End-Anastomose durchgeführt; bei 26 (42%) mittels einer seitlichen Staplerresektion (Seitenwandresektion). In 5/62 (8%) wurde ein protektives Ileostoma gelegt, insgesamt 6 (5%) der 112 Patientinnen wurden zusätzlich hysterektomiert bzw. 32/112 (29%) Patientinnen zusätzlich scheidenteilreseziert. In 16/32 (50%) der Fälle wurde die Scheidenteilresektion bei isoliertem Scheidenbefall durchgeführt. In Fällen von Blasenbeteiligung wurden alle Patientinnen (n = 18) blasenteilreseziert sowie bei 6 von 8 Patientinnen mit Ureterenbeteiligung eine Uretersegmentresektionen mit End-zu-End-Anastomose durchgeführt. Zwei Patientinnen wurden mittels Ureterneuimplantation behandelt. Insgesamt lagen 90 (80%) Kombinationseingriffe (Blasen-, Scheiden- und Darmresektion) vor. Die durchschnittliche OP-Dauer betrug 190 Minuten und die Hämoglobin-Differenz 1,8 g/dl; die Aufenthaltsdauer belief sich auf 8,3 Tage. Die Anastomoseninsuffizienzrate bei darmchirurgischen Eingriffen betrug 1/62 (2%) wobei in keinem Fall eine Fistel (Scheide bzw. Rectum/Blase-Scheide) auftrat. Postoperativ traten 8 passagere (< 10 Tage) Blasenentleerungsstörungen auf sowie 1 permanente Form welche erfolgreich mittels Elektrostimulation und Interstimtherapie behandelt werden konnte. In 1/8 (12%) Fällen der Uretersegmentresektionen traten eine Anastomoseninsuffizienz mit Urinom und sekundärer Psoas-Hitch-OP auf. Die Rate postoperativer Hämatombildung betrug insgesamt 3% (3/112). Schlussfolgerung: Die Analyse der an unserem Zentrum interdisziplinär operierten Patientinnen zeigt, dass der Eingriff eine sichere und komplikationsarme Therapieoption zur Behandlung der TIE darstellt.