Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74 - A4
DOI: 10.1055/s-0034-1374739

Prospektive Studie: kombinierte orale Kontrazeptiva und Thromboserisiko – die Bedeutung der Familien- und Eigenanamnese für die Indikationsstellung zum APC-Resistenz-Test: Ein Vorschlag zur Umsetzung von Empfehlungen für Österreich in Form eines Risikofragebogens

M Ullrich 1, D Dörfler 1
  • 1Abteilung für allgemeine Gynäkologie und gynäkologische Onkologie, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität Wien

Fragestellung: Den Leitlinien und Empfehlungen international anerkannter Fachgesellschaften zufolge soll vor Verschreibung eines kombinierten Kontrazeptivums eine APC-Resistenz-Bestimmung nur bei Patientinnen durchgeführt werden, die eine positive Eigen- oder Familienanamnese aufweisen. In Österreich existieren dazu bis dato keine Leitlinien. Sowohl das „Grazer Urteil“ als auch Studien, die auf eine niedrige Sensitivität der Familienanamnese vor allem bei heterozygoter Mutation hinweisen, haben zu einer anhaltenden Diskussion geführt. Hauptziele sind es, zu klären, ob sich die Familien- und Eigenanamnese als Instrument für die Indikationsstellung zum APC-Resistenz-Test eignet und ein – nach den Studienergebnissen adaptiertes – Anamneseblatt für die Verwendung in der Praxis zur Verfügung zu stellen. Methodik: Es wurde ein Fragebogen entwickelt, der 1000 Patientinnen zwischen 15 und 30 Jahren vorgelegt wird. Von diesen Teilnehmerinnen wird weiters deren APC-Resistenz bestimmt. Die Rekrutierung erfolgt in den Praxen niedergelassener GynäkologInnen in Wien und den Ambulanzen der Universitätsfrauenklinik Wien. Es wird die Korrelation zwischen positiver Familien-/Eigenanamnese in Bezug auf thrombotische Ereignisse und den einzelnen erhobenen Parametern mit der pathologischen APC-Resistenz berechnet. Weiters werden Sensitivität und Spezifität der Familienanamnese in diesem Zusammenhang ermittelt. Aus diesen Ergebnissen soll die Relevanz für die Indikationsstellung beurteilt werden. Ergebnisse: Der Fragebogen berücksichtigt das Ergebnis einer ausführlichen Literaturrecherche. Er basiert vorrangig auf einer Checkliste des SGGG, Empfehlungen der DGGG, des „Royal College of Obstetricians and Gynaecologists“ und weiteren Leitlinien sowie zahlreichen Hinweisen in der aktuellen Literatur. Wir werden vorläufige Ergebnisse der Studie präsentieren. Schlussfolgerung: Der Fragebogen deckt zwei Funktionen ab, zum einen Fragen bezüglich des potentiellen Risikos einer Thrombophilie, zum anderen Fragen zu den bekannten exogenen Risikofaktoren um das Thromboserisiko unter Pilleneinnahme einschätzen zu können. Er vereint primär verschiedene Varianten der Fragestellungen der unterschiedlichen Empfehlungen. Durch eine detaillierte statistische Auswertung werden jene die Familienanamnese betreffende Fragen, die in höherer Signifikanz mit einem positiven APC-Resistenz-Ergebnis stehen, herausgefiltert, um so ein maximal aussagekräftiges Anamneseblatt zu gewährleisten.

Dieser adaptierte Risikofragebogen wird präsentiert und eine mögliche Verwendung diskutiert werden.