Zusammenfassung
Ziel des Beitrags: Das PEPP-System löst im stationären psychiatrischen und psychosomatischen Bereich
die bisherige Leistungsvergütung durch Tagespflegesätze ab. Im Rahmen des Beitrages
sollen die Anreizwirkungen des PEPP-Systems bezüglich der Verweildauer untersucht
und mit den Anreizen des DRG-Systems und der bisherigen Leistungsvergütung im psychiatrischen
und psychosomatischen Bereich verglichen werden.
Methodik: Die Untersuchung basiert auf einer Analyse der sich aus den Entgeltsystemen ergebenden
Erlösfunktionen. Auf Grundlage der Betrachtung der Grenzerlöse und in Abhängigkeit
der Grenzkosten wird die gewinnoptimale Verweildauer abgeleitet. Aus ökonomischer
Sicht besteht der Anreiz die erwartete Verweildauer an die ökonomisch optimale Verweildauer
anzugleichen.
Ergebnisse: Bei degressivem Kostenverlauf und abnehmenden Grenzkosten liegt die ökonomisch optimale
Verweildauer an der oberen Grenze der letzten Vergütungsstufe, in der die in diesem
Zeitintervall anfallenden durchschnittlichen Grenzerlöse die durchschnittlichen Grenzkosten
übersteigen oder es besteht der Anreiz, die Behandlung unbegrenzt auszudehnen. Im
Gegensatz zum Anreiz zur Verweildauerverkürzung im DRG-System, kann ausgehend von
der durchschnittlichen Verweildauer als erwartete Verweildauer ein Anreiz zur Verweildauerverkürzung
oder -ausdehnung gegeben sein.
Schlussfolgerungen: Während im DRG-System unter Vernachlässigung von Kosteneinsparungsmaßnahmen eine
Deckungsbeitragserhöhung im Wesentlichen nur durch Fallzahlsteigerungen möglich ist,
können diese im PEPP-System auch durch Verweildauerveränderungen herbeigeführt werden.
Die Begleitforschung zur Mengenentwicklung wird daher schwieriger als im somatischen
Bereich. Diese zusätzliche Möglichkeit der Leistungssteigerung erzeugt einen Druck
der Rechtfertigung der erbrachten Leistungsumfänge gegenüber den Krankenkassen, welcher
den im somatischen Bereich übersteigt. Eine starke Abweichung zwischen medizinisch
und ökonomisch indizierten Behandlungsdauern ist aus der Versorgungsperspektive kritisch
zu betrachten. Diese könnte vom Gesetzgeber durch eine Erhöhung der Anzahl der Vergütungsstufen
oder eine Berechnung der Kostengewichte auf Basis variabler Kosten bei separater Vergütung
der Fixkosten gemildert werden. Mit dem TEPP-System und PEPPplus werden bereits Anpassungs-
bzw. Erweiterungsvorschläge diskutiert.
Abstract
Purpose: This paper surveys the effects of day-based lump-sum remuneration as defined by the
PEPP system on the patients’ length of stay and compares its incentives to the mechanisms
of the German DRG system and the former remuneration system for stationary psychiatric
and psychosomatic treatments.
Methods: The analysis identifies the economically optimal length of stay defined as the profit
maximising duration of treatment by comparing marginal revenues and marginal costs.
Since it is economically optimal to extend the treatment until the marginal costs
exceed the marginal revenues, psychiatric and psychosomatic facilities are incentivised
to minimise the time gap between average duration of treatment as expected duration
of treatment and the economically optimal length of stay.
Results: Compared to the German DRG system, which provides a strong incentive to reduce length
of stay, the incentives set by the PEPP system imply either a reduction or an extension
of treatment duration depending on the underlying cost function. If a degressive cost
function is assumed, which is typical for treatments of psychiatric and psychosomatic
illnesses, the economically optimal duration of treatment will be at the last upper
boundary of the interval of the marginal revenue function in which the average marginal
revenues exceed the average marginal costs. It is also feasible that it is economically
optimal to treat the patient for as long as possible. The hospital is incentivised
to extend or reduce the time of treatment to this point in time.
Conclusions: Psychiatric and psychosomatic hospitals are able to increase their profits by reducing
or extending time of treatment. Therefore these facilities have to justify the extent
of treatment to the health insurance companies. Since the incentives of the PEPP system
and the DRG system diverge, the results of research on supply induced demand in the
DRG system cannot be transferred to the discussion about the effects of the introduction
of the PEPP system. As long as the average duration of treatment as expected duration
of treatment deviates from the economically optimal length of stay, policy makers
should consider the options of adaptations, i. e., increase of time intervals or calculating
cost weights based on variable costs combined with separate remuneration of fixed
costs. The TEPP system and PEPPplus are already being discussed as adaptions or additions.
Schlüsselwörter PEPP-System - Anreizwirkungen - psychiatrische und psychosomatische Einrichtungen
- Grenzkosten - Verweildauer
Key words PEPP system - incentives - psychiatric and psychosomatic facilities - marginal costs
- length of treatment