Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - PD359
DOI: 10.1055/s-0034-1374529

Modifizierbare kardiovaskuläre Risikofaktoren bei Hausarztpatienten mit und ohne selbstberichteten Diabetes mellitus

A Beyer 1, M Dörr 2, 3, S Fleßa 4, N van den Berg 1, 3, D Gürtler 3, 5, W Hoffmann 1, 3, U John 3, 5, C Meyer 3, 5, S Ulbricht 3, 5
  • 1Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine, Abteilung Versorgungsepidemiologie und Community Health, Greifswald, Deutschland
  • 2Universitätsmedizin Greifswald, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin B, Kardiologie, Greifswald, Deutschland
  • 3DZHK (Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung), Partnerstandort, Greifswald, Deutschland
  • 4Universität Greifswald, Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät, Allgemeines Gesundheitsmanagement, Greifswald, Deutschland
  • 5Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Sozialmedizin und Prävention, Greifswald, Deutschland

Fragestellung: Diabetes mellitus (DM) gilt als Hochrisikoäquivalent kardiovaskulärer Erkrankungen (CVD). Die Reduktion modifizierbarer Risikofaktoren (mRF) wie Tabakrauchen, < 30 min moderate Bewegung an ≥5 Tagen/Woche, täglich weniger als 3 Portionen Gemüse und 2 Portionen Obst, Blutdruck ≥140/90 mmHg, BMI ≥25 kg/m2 und hohe Gesamt- (≥6,0 mmol/l) bzw. niedrige HDL-Cholesterinwerte (≤1,03 mmol/l) ist deswegen Bestandteil leitliniengerechter Versorgung. Es wird untersucht, ob sich Anzahl und Profil der mRF bei Hausarztpatienten mit selbstberichteter DM-Diagnose von anderen Patienten unterscheiden.

Methodik: Untersucht wurden konsekutive Patienten einer Zufallsauswahl aus elf Hausarztpraxen (N = 358, Alter 40 – 75J.) Das Assessment beinhaltete eine standardisierte, PC-gestützte Befragung, eine Blutdruckmessung und eine Blutentnahme. 50 Patienten berichteten eine DM-Diagnose (G1). Die anderen Patienten wurden anhand des als unabhängigen Prädiktor für CVD geltenden HbA1c-Wertes den Gruppen „auffälliger Glukosestoffwechsel (G2)“ (HbA1c 5,7%; n = 99) und „unauffälliger Glukosestoffwechsel (G3)“ (HbA1c< 5,7%; n = 209) zugeteilt. Anzahl und Profil der mRF wurden zwischen G1 und G2 (bzw. G3) deskriptiv und mittels logistischer Regression verglichen. Für Alter, Geschlecht, Partnerschaft und Bildung wurde adjustiert.

Ergebnis: In G1 hatten 58% 4 mRF, in G2 52% und in G3 42%. Ein Gruppenunterschied hinsichtlich der Anzahl mRF bestand nicht (Fisher's exact = 0,22). Im Regressionsmodell war die Zugehörigkeit zu G1 im Vergleich zu G2 mit Bewegungsmangel assoziiert (OR = 3,84; 95%-KI 1,53 – 9,62), ebenfalls im Vergleich von G1 und G3 (OR = 4,48; 95%-KI 1,72 – 11,62). Hier zeigte sich zudem eine Assoziation mit zu niedrigen HDL-Cholesterinwerten (OR = 4,33; 95%-KI 1,60 – 11,73).

Schlussfolgerung: Der Bedarf für die Reduktion mRf ist bei Patienten mit DM-Diagnose-Kenntnis hoch. Aspekte wie die Steigerung der Motivation zur Bewegungsmehrung und die Verbesserung der HDL-Cholesterinwerte sind besonders zu beachten.