Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - PD353
DOI: 10.1055/s-0034-1374523

Ein Bewegungsprogramm für chronisch kranke, mobilitätseingeschränkte Ältere in der hausärztlichen Praxis – Effekte des HOMEfit-Programms

S Wilm 1, A Moschny 2, 3, B Bücker 1, 4, M Brach 5, R Klaaßen-Mielke 3, M Trampisch 3, P Platen 2, T Hinrichs 6, 7
  • 1Universitätsklinikum Düsseldorf, Institut für Allgemeinmedizin, Düsseldorf, Deutschland
  • 2Ruhr-Universität Bochum, Lehrstuhl für Sportmedizin und Sporternährung, Bochum, Deutschland
  • 3Ruhr-Universität Bochum, Abteilung für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Bochum, Deutschland
  • 4Universität Witten/Herdecke, Institut für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Witten, Deutschland
  • 5Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Institut für Sportwissenschaft, Münster, Deutschland
  • 6Schweizer Paraplegiker-Forschung, Nottwil, Schweiz
  • 7Universität Luzern, Seminar Gesundheitswissenschaften und Gesundheitspolitik, Luzern, Schweiz

Hintergrund: Körperliche Aktivität trägt wesentlich zur Gesundheit im Alter bei. Chronisch kranke, mobilitätseingeschränkte Ältere, die in eigener Wohnung leben, sind jedoch schwer durch Interventionen zu erreichen. Die Machbarkeit eines Übungsprogramms, das über eine Kooperation zwischen Bewegungstherapeuten und hausärztlichen Praxen an diese Zielgruppe vermittelt wird, wurde bereits gezeigt. Nun wurden die Effekte überprüft.

Methodik: Im Rahmen eines RCT wurden 2011 – 2012 209 Patienten ab 70 Jahren aus 15 Hausarztpraxen in NRW rekrutiert. Die patientenseitige Intervention dauerte 12 Wochen und umfasste Beratungstermine mit einem Bewegungstherapeuten in der Hausarztpraxis und per Telefon. Das Programm für die Interventionsgruppe (IG) umfasste Kraft-, Gleichgewichts- und Beweglichkeitsübungen sowie zügiges Spazieren und integrierte Methoden zur Unterstützung der Verhaltensänderung. Die Kontrollgruppe (KG) erhielt Anleitungen zur Erhöhung niedrig-intensiver Alltagsaktivitäten.

Primäres Zielkriterium war die funktionelle Beinkraft (Chair Rise-Test). Sekundäre Zielkriterien waren physische Funktion (motorische Tests), körperliche Aktivität (Schrittzähler), Lebensqualität LQ (SF-8), Sturzangst (FES-I) und Selbstwirksamkeit zur sportlichen Aktivität (SSA-Skala). Die Unterschiede zwischen IG und KG zum Zeitpunkt T1 (nach 12 Wochen Intervention) wurden mittels ANCOVA (adjustiert für Baseline-Wert und Hausarztpraxis) getestet.

Ergebnisse: Die Teilnehmer waren 80 ± 5 Jahre alt, 74% waren weiblich. Die ITT-Analyse zeigte keine signifikanten Effekte. In der PP-Analyse wies die IG signifikant bessere Werte bei der Mobilität, der Balance, der psychischen LQ und der sportbezogenen Selbstwirksamkeit auf.

Schlussfolgerungen: Das HOMEfit-Programm war nicht effektiver als die KG-Intervention. In der PP-Analyse zeigten sich punktuell geringe Effekte. Nun werden Langzeiteffekte (6 Monate) und Ansätze zur Optimierung des Konzeptes geprüft.

(PRISCUS-Verbund, BMBF-FK 01ET1005A; ISRCTN17727272)