Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - PD352
DOI: 10.1055/s-0034-1374522

Schmerzen, Adipositas und schädlicher Alkohol- und Tabakkonsum – Identifizierung von Wirkungspfaden unter Berücksichtigung des psychiatrischen Krankheitsspektrums mit seinen moderierenden und mittelbaren Effekten

T Effertz 1, R Linder 2, F Verheyen 2
  • 1Institut für Recht der Wirtschaft Universität Hamburg, Hamburg, Deutschland
  • 2WINEG – Wissenschaftliches Institut der TK für Nutzen und Effizienz im Gesundheitswesen, Hamburg, Deutschland

Schmerz ist das zentrale Phänomen im Krankheitsspektrum. Studien konnten zeigen, dass unterschiedliche Schmerzarten durch verschiedene psychiatrische Erkrankungen in ihrer Intensität beeinflusst werden. Auch bestehen Assoziationen zwischen schädlichem Konsum von Alkohol und Tabak sowie Adipositas und dem Auftreten von Schmerzen in beide Kausalrichtungen: Einerseits werden Schmerzen als Folge übermäßigen Konsums gesehen, andererseits Bewältigungsstrategien in Form schädlichen Konsums v.a. von Patienten mit chronischen Schmerzen angewandt. In dieser Untersuchung werden mithilfe von GKV-Routinedaten die Zusammenhänge zwischen Alkohol, Tabak und Adipositas sowie verschiedenen Schmerzarten modelliert. Explizit werden auch sämtliche Diagnosen des psychiatrischen ICD-Spektrums als moderierende bzw. mittelbare Effekte berücksichtigt. Als Stichprobe wurden 146.000 Patienten ausgewählt, von denen 41% mindestens eine auf schädlichen Alkohol- und Tabakkonsum oder Adipositas hinweisende Diagnose zeigten. Bei 21% dieser Stichprobe wurde pro Quartal mindestens eine Schmerzdiagnose gestellt. 23% wiesen im Beobachtungszeitraum mindestens eine gesicherte F-Diagnose auf. Mittels Kontroll-Funktionsansatz und Strukturgleichungsmodellen sowie einer alternativen Panelmodellierung zur Kontrolle unbeobachteter Heterogenität bestätigen sich die in der bisherigen Forschung gezeigten Befunde. Zusätzlich zeigt sich, dass psychiatrische Diagnosen als mittelbarer Effekt Schmerzen verursachen, wobei die direkten Effekte des Substanzkonsums nach Kontrolle möglicher Endogenität erhalten bleiben. Umgekehrt scheint schädlicher Konsum für eine Vielzahl von Schmerzarten und psychiatrischen Erkrankungen ursächlich zu sein. Während die Hauptgruppen der psychiatrischen Diagnosen als valides Aggregat in den Modellen fungieren, existieren deutliche Unterschiede zwischen den Effektrichtungen von Schmerzarten einzelner Körperregionen.