Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - PD342
DOI: 10.1055/s-0034-1374512

What's the matter? Methodologische Zugänge zum Verstehen von Menschen mit Demenz in der Versorgungsforschung Die teilnehmende Beobachtung von Menschen mit Demenz mit dem Dementia Care Mapping (DCM)

C Riesner 1, 2
  • 1Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen, Witten, Deutschland
  • 2Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Gesundheit, Witten, Deutschland

Erkenntnisinteresse: Menschen mit Demenz sind aufgrund ihrer kognitiven, funktionalen und sozialen Einschränkungen auf eine potentialfördernde Umfeldgestaltung angewiesen. Die Demenz zeigt sich als jeweils individueller Verlauf und erfordert eine individualisierte Umfeldanpassung. Selbstbefragungen von Menschen mit Demenz eignen sich nur bedingt für die Bestimmung konkreter Hinweise zu Umweltfaktoren und Verhaltensweisen. Das Beobachtungsverfahren DCM wurde entwickelt, um Anpassungen des Umfelds empirisch begründet vornehmen zu können. Ziel ist die Etablierung personzentrierter Pflege und relativen Wohlbefindens als subjektiver Ausdruck der Lebensqualität.

Methodologische Fragestellungen: Zur strukturierten DCM Beobachtung stehen die Konzepte Verhalten, Affekt & Kontakt und Beziehungsqualität zur Verfügung. Das Verfahren unterliegt einer sozialpsychologischen Prägung. Durch sowohl regelgeleitetes wie auch empathisches Beobachten soll die Lebenswelt der Menschen mit Demenz erfasst werden. Es ist zu fragen, wie die Integration der verschiedenen, teils zusammengefassten Daten zu einer individuellen Aussage über das Erleben und Wohlbefinden gelingen kann.

Methodischer Zugriff: Die DCM Beobachtung ist methodisch auf einen öffentlichen Raum angewiesen, in dem Menschen verschiedene Verhaltensweisen zeigen können. Beobachtet wird als Ereigniszusammenfassung (event summary) in 5 Minuten Zeitabschnitten. Erfahrene Anwender sollen etwa 5 Personen gleichzeitig beobachten. Neben den quantitativen Kodierungen bilden Feldnotizen eine wesentliche Grundlage für die fallbezogene Analyse.

Potentiale und Herausforderungen: In DCM Anwendungen wird Handlungswissen in der Kodierung, Analyse und Berichterstellung benötigt, quantitative und qualitative Daten müssen in ein Gesamtbild des Erlebens und Wohlbefindens eines Menschen mit Demenz integriert werden. In Praxisevaluationen müssen für diese Aufgabe genügend Ressourcen zur Verfügung gestellt werden.