Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - PD272
DOI: 10.1055/s-0034-1374443

Wiedereinbestellungen durch nicht-hausärztliche Spezialisten als mögliche Form der anbieterinduzierten Nachfrage

WJ Herrmann 1, A Haarmann 1, U Flick 2, A Bærheim 3, T Lichte 1, M Herrmann 1
  • 1Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Institut für Allgemeinmedizin, Magdeburg, Deutschland
  • 2Freie Universität Berlin, Berlin, Deutschland
  • 3Universität Bergen, Bergen, Norwegen

Fragestellung: Die Inanspruchnahme ambulanter Versorgung ist in Deutschland höher als in vergleichbaren Ländern. Ein großer Teil der Kontakte besteht dabei mit nicht-hausärztlichen Spezialisten. Da diese Unterschiede mit bisherigen Ansätzen nicht erklärbar sind, erforschten wir in die Konzepte und Erfahrungen von Patienten hinsichtlich der Inanspruchnahme ambulanter Versorgung.

Methodik: In einer qualitativen Studie interviewten wir 20 deutsche und 20 norwegische Patienten und führten in je vier deutschen und norwegischen Praxen teilnehmende Beobachtungen durch. In dieser Präsentation stellen wir Ergebnisse hinsichtlich des Zugangs zu ambulanter nicht-hausärztlicher spezialisierter Versorgung in Deutschland vor.

Ergebnis: Die interviewten Patienten in Deutschland berichten, dass nicht-hausärztliche Spezialisten oft eine interne Liste ihrer Patienten führen, anderen Patienten Termine verweigern und somit den Zugang zu ihren Leistungen einschränken. Patienten erleben es als schwierig auf eine entsprechende Liste aufgenommen zu werden. Der Zugang ändert sich sobald sich ein Patient auf der Liste befindet. Dann, berichten Patienten, erhalten sie immer direkt einen Folgetermin. Sie fühlen sich dabei zur Wahrnehmung des Termins verpflichtet, unabhängig davon ob sie ihn als notwendig ansehen. Die Konsultationen erleben sie meist als sehr kurz und vor allem an der Verschreibung von Medikamenten oder Heilmitteln orientiert.

Schlussfolgerung: Bei nicht-hausärztlichen Spezialisten scheint es zum Teil eine anbieterinduzierte Nachfrage zu geben. Der freie Zugang zu Spezialisten in Deutschland wird durch Spezialisten selbst wieder eingeschränkt. Es sollte daher aus unserer Sicht die Notwendigkeit von Kontrollterminen, die Intervalle, und inwiefern diese auch bei Hausärzten durchgeführt werden können diskutiert werden. Damit könnte der Zugang zu nicht-hausärztlichen Spezialisten für die Patienten erleichtert werden, die eine spezialisierte Versorgung wirklich benötigen.