Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - PD240
DOI: 10.1055/s-0034-1374411

Pflege als gesamtgesellschaftliche Konzeption – Modellvorhaben zu einem grenzüberschreitenden Ansatz

E Simoes 1, 2, 3, E Ueding 1, A Kronenthaler 4, R Münnich 5, D Wallwiener 1, SY Brucker 1, 2
  • 1Universitäts-Frauenklinik, Tübingen, Deutschland
  • 2Institut für Frauengesundheitsforschung, Tübingen, Deutschland
  • 3Stabstelle Sozialmedizin des Universitätsklinikums, Tübingen, Deutschland
  • 4Lehrbereich der Allgemeinmedizin, Tübingen, Deutschland
  • 5Volkswirtschaftslehre, Wirtschafts- und Sozialstatistik, Trier, Deutschland

Einleitung: Im Rahmen der Zusammenarbeit Deutschland – Schweiz im Gesundheitswesen und mit dem Verständnis, dass Pflege(bedürftigkeit) als Teil des Demographic Change Managements länderunabhängig eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe darstellt, stellt sich eine Region der Aufgabe,

in einem Modellvorhaben gemeinsam die Realität der Care-Situationen zu analysieren und Wege in Richtung auf eine grenzüberschreitende Co-Pflege zu suchen.

Methodik: Der multimodale Ansatz umfasst die Bestandsaufahme zu den Bedingungen der Gesundheitssysteme, Routinedatenanalysen und die Erhebung von Haltungen mittels transkulturell ausgerichteter Experteninterviews sowie Fragebogen insbesondere zur Schnittstelle häusliche informelle und professionelle Pflege. Der partizipativ angelegte Prozess berücksichtigt den grenzüberschreitenden Aspekt insbesondere mit Blick auf Übertragbarkeit.

Ergebnisse: Der gesundheitspolitische Rahmen differiert. Pflegende

Angehörige, überwiegend Frauen, sind unterschiedlich positioniert. Der Bereich der informellen Pflege ist insbesondere in Deutschland unzureichend abgebildet. Defizite an systematisierter Unterstützung bestehen in beiden Ländern. Vorgestellt werden Konzeption und erste Ergebnisse. Im Zentrum stehen gemeinschaftlich entwickelte Unterstützungsleistungen durch z.B. Kommunen, Kantone, Betriebe, Ehrenamtliche, Versicherung(en), mit dem Ziel eines Bedarfs-orientierten Gesamtangebots und einer Spezialisierung durch komplementäre Planung hin zu einem verbundenen Angebot zur Pflege und an Supportstrukturen.

Schlussfolgerung: Pflege als gesamtgesellschaftliche Verpflichtung findet in den bisherigen Strukturen kaum Niederschlag. Externe Hilfen wirken dann entlastend in häuslichen Pflegearrangements, wenn sie auf die komplexe Problemlage zugeschnitten sind. Regionale Konzepte und mehr Vielfalt durch grenzüberschreitende Angebote erhöhen die Chancen auf passgenauen Zuschnitt der Unterstützungskonzepte, z.B. für Demenzpatient_innen, und deren Akzeptanz.