Zeitschrift für Palliativmedizin 2014; 15 - PC205
DOI: 10.1055/s-0034-1374396

Schmerztherapie in der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung. Unterschiede in Abhängigkeit vom Primärversorger

H Sandvold 1, BGK Eul 1, S Unterhalt 1, K Schröder 1, N Lang 1, T Petri 1, U Sibelius 1
  • 1Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Medizinische Klinik V, Gießen, Deutschland

Hintergrund der retrospektiven Studie war es die Unterschiede in der Schmerztherapie bei Aufnahme in die spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) in Abhängigkeit von den Zuweisern zu analysieren. Es wurde unterschieden in die ambulanten Zuweiser, vorwiegend Hausarzt und Schwerpunktpraxen, und in die Zuweisungen vom angegliederten onkologischen Zentrum am Universitätsklinikum Gießen und Marburg Standort Gießen. Bei Aufnahme in die SAPV zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Zuweisern in Hinblick auf das WHO Stufenschema. Etwa 60% beider Gruppen waren bereits im WHO Grad 3 bei Aufnahme. Allerdings zeigten sich große Unterschiede bei der ersten notwendigen Änderung der Schmerztherapie. Die Änderung in der von ambulant zugewiesenen Patienten waren signifikant früher notwendig als in der Vergleichsgruppe (7 zu 12 Tagen, Median). Während bei den Patienten vom onkologischen Zentrum häufiger eine Intensivierung der Medikation notwendig war wurden bei den Patienten von ambulanten Zuweisern häufiger Substanzen hinzugefügt. Bei circa 6% der vom Zentrum zugewiesenen Patienten bestand bereits eine maximal eskalierte Therapie bei Aufnahme in Form vom intravenösen Morphinderivaten. Dies war in der von ambulant zugewiesenen Gruppe signifikant weniger. Im weiteren Verlauf der ambulanten Palliativversorgung musste bei 50% der Patienten eine häufige Anpassung der Medikation erfolgen (bis 4 Änderungen) und bei 30% der Patienten sehr häufig eine Anpassung der Medikation erfolgen. Diese Daten zeigen, dass bereits in der Hausarztpraxis eine WHO Stufentherapie bei Schmerzpatienten durchgeführt wird. Allerdings ist eine dauerhafte Einstellung bei Palliativpatienten oft schwierig, so dass eine Betreuung durch die SPAV notwendig wird. Selbst mit der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung sind stetig weitere Dosisanpassungen notwendig, um eine Schmerzfreiheit über den gesamten Versorgungszeitraum sicher zu stellen.